Kunst Eine Ausstellung als Impulsgeber für eigene Vorstellungen
Krefeld · Hermann EsRichter zeigt in der Galerie Meta Weber Werke, die die Kunst als Medium thematisieren.
Kunstwerke lenken den Blick auf sich. Man kann sich als Betrachter gewissermaßen in ihnen versenken. Aber in der Regel ist das Kunstwerk dann ein Auslöser für Assoziationen, Ideen, Vorstellungen und dergleichen mehr. Das heißt, ein Kunstwerk ist meist nie Endpunkt einer Betrachtung, sondern weist über sich hinaus. Der Oberhausener Künstler Hermann EsRichter unterstreicht diesen Aspekt mit dem Titel seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Meta Weber ausdrücklich. „Departure“, also „Abfahrt“ nennt er seine Schau, die Bild-Material-Collagen, Kleinplastiken, Graphiken und reine Bildwerke umfasst.
„Departure“ (1989) heißt auch eines der ausgestellten Werke, mithin kommt ihm für die Ausstellung programmatischer Charakter zu. Zwei Gegenstände, also Fundstücke aus der realen Welt, werden hier mit einem Bildwerk zu einer Installation kombiniert.
Eine Fahrte, also eine im Bergbau gebräuchliche Leiter, das obere Drittel leicht abgeknickt, lehnt an der Wand. Sie schneidet eine vom Künstler in dunklen Blau- und Schwarztönen bemalte Fläche in der Form eines Ovals. Auf der Fläche angebracht ist eine Neonringleuchte, die auch tatsächlich eingeschaltet werden kann.
Das blauschwarze Oval ist Repräsentant der Kunst
Bleibt der Bezug der drei Objekte letztlich auch kryptisch, so lässt sich dennoch bemerken: Eine Leiter bedeutet auch eine Aufforderung, sie zu besteigen, das heißt, an Höhe zu gewinnen. Das blauschwarze Oval, gewissermaßen Repräsentant der Kunst in dieser Installation, könnte mit ihr überstiegen werden, der abstrakte Charakter der bemalten Fläche aber enthüllt ihr Geheimnis dennoch nicht. Hat sie überhaupt eines? Die Lampe erscheint dazu wie ironisches Beiwerk. Sie erzeugt Licht, aber bringt hier kein Licht ins Dunkel. Positiv gewendet scheint die Installation also zu erzählen: Nimm Fahrt auf, bleibe nicht bei mir (dem Kunstwerk) stehen, sondern nimm mich zum Anlass, was auch immer zu entdecken.
Die Material-Bild-Collage „Signale aus dem Wildnisland“ (2005) spielt auf eindeutig ironische Art mit der Deutung der Kunst als Medium für andere Inhalte. Bildträger ist ein abstrakt mit vertikalen Streifen in Orange-, Rot- und anderen Farbtönen bemaltes Rechteck. Soll das die Wildnis sein? Vielleicht gibt das die aus Kabeln, Metallplättchen und gebogenem Draht gefertigte Konstruktion preis, die wie eine Antenne auf dem Bildträger haftet?
Drei als „Anlagen“ bezeichnete Kleinplastiken stellen gewissermaßen Maschinensimulationen dar, die technische Elemente mit natürlichen Materialien verbinden. Die Anlage „Walnusshirn“ bringt den scheinbaren Widerspruch von Natur und Technik, der hier wiederkehrend nebenbei thematisiert wird, besonders pointiert auf den Punkt. Eine Walnuss steckt hier in einem eiförmigen Drahtgeflecht wie in einem Käfig. Dieser ist wieder mit einem antennenförmigen vertikalen Körper verbunden. Welche Botschaften mag das „Walnusshirn“ wohl abstrahlen?
„Stellare Improvisationen“ (2018/19) nennt der Künstler eine Serie von Bildern, in denen er ausnahmsweise selbst den Prozess einer Deutung vollzieht, die aber dann wiederum selbst zu deuten wäre. Die Bilder weisen in ihrer oberen Hälfte stets Sternbilder auf, wobei offen bleibt, ob sie der Natur nachgebildet sind. In der unteren Hälfte interpretiert der Künstler die Sternenbilder, übersetzt sie in abstrakte geometrische Mischformen, deren unregelmäßige Flächen abwechselnd mit schwarzer und blauer Farbe gefüllt sind.