Gedichte gegen die Dunkelheit
Anette Ostrowski initiiert im Literaturhaus eine neue Lyrik-Reihe: „1 Gedicht und mehr“.
Krefeld. Anette Ostrowski hat eine Lücke im literarischen Angebot der Stadt entdeckt. „In Krefeld gibt es keine Plattform für Lyrik“, stellt Ostrowski fest, die seit 2012 das Niederrheinische Literaturhaus leitet. Der Salon an der Gutenbergstraße, der gerade mal 30 Besuchern Platz bietet, ist ihrer Meinung nach für Lyrik-Lesungen prädestiniert.
Und so startet am 21. November eine neue Lyrik-Reihe unter dem Titel „1 Gedicht und mehr“. Es ist die sechste Reihe, die Ostrowski initiiert. Zweimal jährlich, in den „dunklen Monaten November und Februar“, findet die Veranstaltung künftig statt.
Das Konzept hat sie gemeinsam mit dem Krefelder Literaturkritiker Henning Heske entwickelt. „1 Gedicht und mehr“ möchte Hilfestellung geben und mit Vorurteilen aufräumen. „Lyrik hat es schwerer als Prosa“, gibt Heske zu, „aber sie ist nicht verstaubt.“ Als inhaltlich stark verdichtete Textart sei sie nur in kleinen Portionen bekömmlich.
Um den aufmerksamen Leser nicht gleich zu erschlagen, möchte Heske eine Lesung moderieren und mit dem Autor ins Gespräch kommen, um die Tiefe eines Gedichts auszuloten. Auch das Publikum soll sich einbringen können. Genau dieses Wechselspiel von Lesung, Kommentar und Gespräch bietet Heske mit dem ersten eingeladenen Autor Jürgen Nendza. Der Aachener, Jahrgang 1957, gilt als ausgereifter, sprachsicherer Lyriker.
Unter die Lupe genommen wird sein Gedicht mit dem Titel „Die Wimpern“ aus dem 2012 erschienen Lyrik-Band „Amsel und Apfel“. „Es soll kein Deutschunterricht werden“, kommt Heske etwaigen Bedenken zuvor. „Es geht in erster Linie um Ästhetik, nicht um Fortbildung.“ Und Ästhetik erschließe sich dem Laien am ehesten mit Unterstützung.