Georg Cadora stirbt mit 72 Jahren
Tod eines Zeichners, Anglers und Weltreisenden.
Krefeld. Schwer krank war er schon lange, nun hat der Krefelder Zeichner Georg Cadora seinen Kampf verloren: Am Silvestertag starb er im Alter von 72 Jahren in seiner neuen Wahlheimat Wuppertal. So berichten es langjährige Weggefährten des Künstlers.
Fast die Hälfte seines Lebens, 33 Jahre lang, wirkte Cadora in Krefeld. Dabei blieb er stets ein Wandervogel, der mit seinen Ausstellungen auf Reisen ging. Noch Anfang der neunziger Jahre tourte er vier Monate mit Zeichnungen des Freiheitshelden Simon Bolivar durch Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador.
Bolivars revolutionäre Taten waren auch Cadora nicht fremd. Er engagierte sich bei der Grünen Alternativen Liste, als diese noch weit von der Regierungsfähigkeit entfernt war. Der Schutz der Natur lag ihm besonders am Herzen. Privat züchtete er Nachtraubvögel, Wachsmaden und asiatische Kampfhühner, fing 1991 als Angler in den Niepkuhlen einen riesigen Aal, mit 1,18 Meter Länge und fast 13 Pfund Gewicht angeblich der größte, der je in Europa aus dem Wasser geholt wurde.
Während dieser Fang mit Fotos belegt ist, kursierten über Georg Cadora auch viele Legenden, vor allem aus seiner Zeit in Paris in den 50er und 60er Jahren. Er soll dort im berühmten Café „La Pergola“ auf Jean-Paul Sartre getroffen sein und einer jungen Architekturstudentin namens Farah Diba, spätere Frau des Schahs und Königin des Iran, seine Fotoausrüstung überlassen haben. Er verließ Frankreich während der Unruhen in der Algerienkrise.
Künstlerisch erlebte er seine beste Zeit in den 1970er Jahren. So galt seine Ankunft in Krefeld mit der Ausstellung „Le Bateau ivre“ (1974) im Kaiser-Wilhelm-Museum als Paukenschlag. Seine in einer Art Schleifentechnik entstandenen Zeichnungen, oft Porträts bekannter Persönlichkeiten, sind unverwechselbar. Das Goethe-Institut schickte seine Bilder von Schriftstellern um die Welt, 2002 sorgte eine Ausstellung mit Mahler-Porträts für Aufsehen.
Diese Porträts waren es auch, die den streitbaren Künstler 2010 ein letztes Mal in die Schlagzeilen brachten. Die 43 Zeichnungen waren scheinbar aus dem Krefelder Stadtarchiv verschwunden. Cadora tobte und erstattete sogar Anzeige, die Staatsanwaltschaft ermittelte. Erst 13 Monate später, im vergangenen Oktober, tauchten die Bilder unvermutet wieder auf. Im Nachhinein ist es tröstlich, dass Georg Cadora diesen Moment noch erleben durfte.