Makelloser Auftritt im Rittersaal
Thorsten Johanns hat bei der Silvesterserenade ein Heimspiel.
Krefeld. Eine der schönsten Möglichkeiten, das Jahr in Krefeld stilvoll ausklingen zu lassen, ist ein Besuch der Silvesterserenade im Rittersaal der Burg Linn. Musikalischer Hochgenuss mit einem Schuss Humor sind die bewährten Zutaten zu diesem heiß begehrten und stets sogleich ausverkauften Konzert.
Mit Thorsten Johanns (Klarinette) und Michael Krücker (Klavier) gaben diesmal zwei aus Krefeld stammende Musiker ein wunderbares Heimspiel. Johanns ist Solo-Klarinettist der Essener Philharmoniker, eine Position, die er bereits als 25-Jähriger bekam. Wer ihn jetzt erlebt, weiß warum. Technische Meisterschaft verbindet sich bei ihm mit einem großen Einfühlungsvermögen, das in seiner lebhaften Mimik und Körpersprache deutlich sichtbar wird. Die innige Verbundenheit mit seinem Instrument lässt nicht nur das Hören, sondern auch das Zusehen zum Ereignis werden.
Krücker, der aufgrund des frontal zum Publikum platzierten Flügels praktisch hinter seinem Instrument verschwindet, hat es da schwerer, Präsenz zu zeigen. Doch sein ebenfalls makelloses Spiel ergänzt sich perfekt mit Johanns ausdrucksstarkem Auftritt.
Die ausgefallene Kombination von Klavier und Klarinette stellen beide in einem breitgefächerten Programm vor. Den Auftakt machen vier Fantasiestücke des skandinavischen Komponisten Niels Wilhelm Gade, ganz dem Stil der Romantik des 19. Jahrhunderts verpflichtet.
Ein wunderbar zartes „Petite pièce“ von Claude Debussy leitet zu der von Kontrasten gekennzeichneten Sonate von Francis Poulenc über, bei der die Klarinette schillernde Klangfarben entfalten kann. Mit Robert Schumanns nur fürs Klavier geschriebenen Fantasiestücken interpretiert das Duo die deutsche Romantik in gelungener Frische.
Berühmt für sein Geigenspiel war Fritz Kreisler, dessen bekannte Stücke „Liebesfreud“ und „Liebesleid“ den populären Programmteil einleiten. Auch hier erweist sich die Klarinette als ideales Instrument, um Wiener Tanzseligkeit und Melancholie erklingen zu lassen.
Bevor die Musiker mit zwei schmissigen Tangos von Astor Piazzolla weiter zum Tanzen einstimmen, überraschen sie das Publikum mit zwei Ohrwürmern, die wohl jeder im Saal gleich erkennen dürfte: „Maria“ und „Tonight“ aus „West Side Story“. Zwei Zugaben gewähren sie dem begeisterten Publikum. Man hätte ihnen gern auch bis Mitternacht zugehört.