Kaiser-Wilhelm-Mobil: Nur gucken, nicht anfassen
Der Bauwagen des Museums tourt wieder, jetzt gestaltet vom Bildhauer Michel Sauer.
Krefeld. Kunst in einem Bauwagen darbieten — das ist für jeden Künstler eine Herausforderung. Bereits zum zweiten Mal wird das Kaiser-Wilhelm-Mobil (KWMobil) in Krefeld unterwegs sein. Wie bei der ersten Tour fährt es Schulen an, um Schülern die Gelegenheit zu geben, sich während der Zeit der Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen.
Der Düsseldorfer Bildhauer Michel Sauer stellt sich der Herausforderung. „Meine Antwort auf die Anfrage kam nicht spontan. Ich musste erst darüber grübeln, was ich mit dem Bauwagen anstellen könnte.“ Museumspädagoge Thomas Janzen wusste, dass sich das jetzige Projekt stark vom letzten unterscheiden sollte: „Für uns war schnell klar, dass es in Richtung Museumsdepot gehen muss. Nachdem im letzten KWMobil Schüler die Kunst selbst ausprobieren konnten, ist jetzt ein Raum entstanden, der wie ein Museum aufgebaut ist. Die Distanz ist wichtig.“
Sauer ist für Krefeld ein alter Bekannter. 1976 gestaltete er eine Ausstellung im Haus Lange. Damals spielten Fundstücke eine große Rolle bei seiner Arbeit. „Inzwischen haben sich seine Werke stark verändert und in viele Richtungen entwickelt. Er arbeitet mit verschiedenen Materialien. Manchmal fragt man sich, ob man einen oder mehrere Künstler vor sich hat“, sagt Janzen.
Sauer variiert außerdem die Größenverhältnissen. „Es ist ein interessantes Phänomen, wenn Dinge in verschiedenen Maßstäben zusammenkommen.“ Seine zwei Leidenschaften, das Machen und das Sammeln, könne er in seiner Kunst wunderbar miteinander vereinbaren.
Der Künstler wird nicht selbst mit den Schülern arbeiten — anders als sein Vorgänger Matthias Schamp, der das Mobil in eine Abhöranlage verwandelte und mit den Schüler Zuckerwatte herstellte. Sauers gut 20 Skulpturen stehen lediglich in Vitrinenschränken: „Anschauen alleine ist so reichhaltig, die Wahrnehmung und Imagination sind von besonderer Bedeutung“, sagt Janzen.
In einem weiteren Schritt sollen die Skulpturen Anlass für eigene plastisches Arbeiten bieten. In Workshops soll ein „haptisches Erlebnis“ ermöglicht werden, wie Sauer erklärt.