Harry Rowolth: Seitenhiebe schon in der Anschleimphase

Anekdoten, Schmähreden und Welterklärungen: Unikum Harry Rowohlt begeistert mit Satire und Tiefsinn.

Krefeld. Am Niederrhein kommt man ja gern vom Hölzken aufs Stöcksken, insofern muss er sich hier prima aufgehoben fühlen. Harry Rowohlt, Meister der inhaltsschweren Abschweifung, gastierte im Kulturpunkt Friedenskirche und begeisterte die Leute. Vorne brummte seine tiefe Bassstimme, und das Publikum giggelte, kicherte und lachte in einem fort.

Hinterfotzig, tiefsinnig, hart oder sanft, trivial bis genial — Rowohlts Pointen kennen alle Schattierungen. Entsprechend vielfarbig reagiert da der Saal Richtung Podium zurück, wo der Hamburger Autor, Übersetzer, Nebendarsteller der „Lindenstraße“ und begnadete Rezitator auch zum eigenen Vergnügen sein Können zum Besten gibt.

„Moin, moin. Bei mir kommt erst einmal die Anschleimphase“, so fängt er an. Aber schon beim „Anschleimen“ lässt er einen Seitenhieb auf die ihm nicht genehme, den Büchertisch betreuende Buchhandelskette klatschen.

Dann beruhigt er sich selbst: „Wahrscheinlich hat der Pfarrer ein Krösken mit der Buchhändlerin“, da wolle er mal nicht so sein.

Das Genießen geistiger Getränke hat ihm der Arzt wegen einer Krankheit verboten, so steht nicht mehr das früher obligatorische Whiskey-Glas auf dem Tisch, sondern Wasser. Auf den Titel „Ambassador of Irish Whiskey“ ist er aber noch stolz und zitiert die irische Faustregel: „Betrunken ist man erst, wenn man nicht mehr ohne fremde Hilfe auf dem Rücken liegen kann.“

Rowohlt stellte das von ihm übersetzte Kinderbuch „Sie sind ein schlechter Mensch, Mr. Gum“ von Andy Stanton vor, ein paar seiner Kolumnen, die unter dem Titel „Pooh’s Corner“ in der „Zeit“ erschienen sind und einen Nachruf auf den von ihm übersetzten Autor Frank McCourt.

Immer wieder unterbricht er sich selbst dabei — zu aller Freude — mit Anekdoten, Witzen, Welterklärungen, Schmähreden oder gesungenen Hymnen. Unmöglich, hier alles aufzuzählen.

Zum Schluss trägt er dann begeistert und begeisternd die aberwitzig-komische Ein-Personen-Komödie „Knolls Katzen“ von Jan Neumann vor, in der ein Theaterbesucher vor der Vorstellung mittels Mobiltelefon ein Unheil abzuwenden versucht — da flossen die Tränen vor Lachen.