Herrencrême: Drei Herren machen Radio in 3D
Temporeich, aber klamaukig — die Premiere von Herrencrême.
Krefeld. Radio Herrencrême steckt in der Krise. Die Geburtstagsgrüße des einzigen Moderators um sechs Uhr morgens kommen bei den Hörern gar nicht gut an, der Chef wird von seiner Ehefrau terrorisiert, und das Geld ist ohnehin knapp.
Glücklicherweise gibt es den smarten Hausmeister, der sich als gescheiterter BWL-Student outet und vor dem drohenden Verkauf eine Lösung weiß. Radio Herrencreme muss sich neu erfinden, am besten in 3D.
Radio nicht nur zum Hören, sondern zum Anschauen — das ist auch das Konzept des Stücks, mit dem das Düsseldorfer Ensemble Herrencrême jetzt im Wohnzimmertheater Podio Premiere feierte. Unter der Regie der Podio-Leiter Betti Ixkes und Rüdiger Höfken geben Marc Tiedtke (Tenor), Thomas Peters (Bariton) und Thomas Hover (Bass) dem Radiosender ein klangvolles Gesicht. Unterstützt werden sie von Musiker Klaus Klaas, der am Keyboard unterschiedliche Musikstile herbeizaubert.
Die Musik ist der rote Faden des Abends und täuscht über den wenig substanziellen Inhalt hinweg. Denn die vor allem im ersten Teil dargebotenen Dialogszenen über Krise und Arbeitsleben sind klischeehaft und schauspielerisch teilweise schwach dargeboten.
Musikalisch drehen die Herren allerdings von Anfang an gut auf. Temporeich, mit Witz und Präzision bringen sie ihre Songs rüber. Es ist ein wilder Mix aus Pop, Schlagern, etwas Volksmusik, Rap und Rock‘n Roll, der mit neuen Texten aufgepeppt, das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Klatschen animiert. Aus Tina Turners „Simply the Best“ machen sie ein anklagendes „Gib mir den Rest“, lassen später „99 Luftballons“ fliegen und schwärmen von Sommer, Sonne und erster Liebe.
Das gerät manchmal sehr in die Nähe des Klamauks, etwa wenn sie ihre Hemden aufknöpfen und dabei Perücken als Brusthaar-Attrappen zum Vorschein kommen. Vor allem beim weiblichen Publikum löst das wahre Kreisch-Orgien aus.
Ein witziger Gag ist der nervige Anruf der Hörerin Veronika, die sich das Lied vom kleinen grünen Kaktus wünscht. Fast bis zuletzt gelingt es den Herren, diesen Hit der Comedian Harmonists zu umschiffen.
Doch als es zum Schluss des Programms um eine Zugabe geht, fordert das Publikum mit „Kaktus“-Rufen das Nachholen des Versäumten ein. Bereitwillig lassen die drei sich breitschlagen, machen charmant aus dem Klassiker ein Karnevalslied und ernten viel Applaus.
Weitere Termine: 21. Oktober, 25. November, 9. Dezember, jeweils 20 Uhr. Karten unter 0172/29 47 966.