Jandl im TAM: Die Frau erntet nur dummes Glotzen
Mit Jandls „Humanisten“ hebt das TAM einen Schatz.
Krefeld. Ernst Jandls Konversationsstück "Die Humanisten" wurde 1976 in Graz uraufgeführt. Über 30 Jahre später hat das Theater am Marienplatz in Fischeln das Stück in einem Akt wieder auf den Spielplan gesetzt - und damit einen wahren Schatz gehoben.
Einen geeigneteren Ort als diese karge Bühne kann es für Jandls irrwitziges Sprachspiel kaum geben. Nichts lenkt hier vom skurrilen Schlagabtausch zweier selbst ernannter Nobelpreisträger ab: Pit Therre und Karsten Lehl ereifern sich in knapp 45 Minuten mit Präzision und Wortgewandtheit über Sprache, Kunst und Kultur, als "Kunstler" und "Universitätenprofessor" darauf aus, einander zu übertrumpfen.
Sprache funktioniert in Jandls Stück als Mittel, um die Selbstgefälligkeit und die Eitelkeiten der Philister zu entlarven. Der Autor erschafft für die Karikierung seiner Humanisten eine Kunstsprache, die eine ganz eigene Grammatik besitzt und dem Zuschauer die Absurdität des Bildungsgeschwafels vorführt.
Die einzige weibliche Figur findet folgerichtig kein Gehör bei den Chauvinisten: Da kann Nina Sträten ihre Phrasen noch so oft wiederholen, mehr als ein dummes Glotzen erntet sie nicht. Viel Applaus für das TAM-Ensemble nach diesem gelungenen Jandl-Abend. sam