Kabarett: Im Land der Hilfsköche und Nogos
Wilfried Schmickler gastierte in der ausverkauften Kulturfabrik.
Krefeld. Bärte sind out, zumindest nach Meinung von Wilfried Schmickler, der am Sonntagabend behauptete, man könne nichts mehr werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit einer verfilzten Matratze im Gesicht, höchstens SPD-Vorsitzender. Das Krefelder Publikum zeigte in der bereits seit längerem ausverkauften Kulturfabrik, dass gutes politisches Kabarett nach wie vor Bestand hat. Schmickler greift aber nicht nur Politisches auf, auch Aktuelles wie Klimawandel, Fernsehprogramm oder das für Schlagzeilen sorgende Buch von Eva Hermann finden sich in seinem neuen Programm "Zum Dritten". Da ist es erfrischend und beruhigend, dass es nicht zwangsläufig schlechter Kalauer bedarf um Menschen zum Lachen zu bringen, in einer Welt, die für immer mehr Comedians und immer weniger für bodenständige Kabarettisten einen Platz hat.
"150 Prozent der Deutschen halten Angela Merkel für die beste Kanzlerin Deutschlands." Und wie Frau Merkel und einige andere Politiker mit einer anderen Frisur und einem anderen Körper aussehen würden, zeigte Schmickler anschaulich in einer Diashow, die die Kufa zum Beben brachte. Er erklärte nebenbei auch was "No-go-areas" sind: "Das sind Gebiete wo Nogos leben." Diese Nogos vereinigen sich zu der Partei NPD, die für, wie der Zuschauer nun weiß, "Nieten-Penner-Doofköppe" stehe und diese seien so doof wie drei Quadratmeter Laminat-Paneel.
Der 52-Jährige lebt in Köln und dort diskutiert man bereits seit längerem über den Bau der Minarette, doch er denke manchmal nur noch: "Minna rette sich wer kann!" "Aber wie sagte einmal der letzte große Deutsche, Lothar Matthäus: Jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken!" Als absoluter Wortakrobat beweist er sich in seinem Lied "Wir sind immer noch wir und ich bin wir und du bist wir . . ."
Er trägt es in einer Schnelligkeit vor, das ein Wiederholen unmöglich ist. Das er auch eine musikalische Seite hat, zeigt Schmickler mit einigen seiner großartigen selbstgereimten und -gedichteten Liedern. Nachdem der erste Teil vom Politischen lebt, behandelt er im zweiten Teil aktuelle Themen. Schalte man den Fernseher an, so würden auf sämtlichen Programmen Drei-Sterne-Hilfsköche brutzeln, braten, kochen und was es da sonst noch so gibt. "Da schaut Lichter mit seinem unappetittlichen Schnauz in irgendwelche Töpfe."
Offensichtlich fehlt dem jüngeren Publikum der Zugang zu solchen Themen, denn an diesem Abend war die Kufa fest in der eher angejahrten Hand. Eigentlich schade, denn es gab endlich mal wieder richtiges Kabarett und der Abend verging wie im Flug.