Oper: Dreiecksgeschichte ohne Hoffnung

Drama hinter den Kulissen: Ersatzsängerin rettet Aida-Premiere.

Krefeld. So viel Ende, so viel Tod. Mit dem Ende beginnt Regisseur Bruno Klimek seine Inszenierung von Verdis "Aida" im Stadttheater, die jetzt Premiere feierte. Die Pharaonentochter Amneris irrt zu den ersten Klängen über die große Treppe, die die ganze Bühne (Thomas Armster) einnimmt. Sie sucht den von ihr geliebten Radames, kann ihn nicht finden, als sei er schon tot. Wie es zu dessen und dem Ende seiner Geliebten Aida kommt, wird als Rückblende erzählt, in einer schlanken, konzentrierten und Amneris ins Zentrum rückenden Inszenierung, die trotz ihrer Massenszenen das Pompöse nicht will und - da, wo es geht - geschickt vermeidet.

Die Treppe führt nirgendwohin, ist Schaustück, nicht funktionales Bauwerk, wie man das von Monumentalarchitektur kennt. Die Auf- und Abgänge für die vielen Menschen - drei Chöre und die Statisterie zählen schon 130 Akteure - befinden sich an den Seiten. Das steinerne Grab für Radames und Aida, die dort auf ihn wartet, wird aus dem Untergrund auffahren und darin wieder verschwinden, Amneris wird an dieser Stelle trauern, wie zu Beginn.

Amneris also im Zentrum. Susan Maclean, als Gast für die schwierige Mezzo-Rolle verpflichtet, spielte sie großartig, doch leider hörte man sie nicht singen. Eine Krankheit hatte ihr die Stimme verschlagen, sehr kurzfristig wurde Anna Maria Dur, Gesangsprofessorin in Mannheim, als Ersatz engagiert. Dur sang von der Seitenbühne.

Radames (Timothy Simpson), Feldherr der Ägypter, liebt die Sklavin Aida (Janet Bartolova) und wird von Amneris begehrt. Käme jene hinter seine wahren Gefühle, wäre das schlecht für die Karriere. Eine Dreiecksgeschichte also, dieses Dreieck figuriert Klimek immer wieder geschickt kammerspielartig auf der Treppe. Auch in den Massenszenen verliert er nicht den Überblick, findet stimmige Arrangements.

Aida ist Tochter des Gegners, von Amonasro (Christoph Erpenbeck), dem König der Äthiopier. Das ist ein hartes Bild, wenn der große Chor die allein Stehende anfeindet. Die Ausgrenzung des Fremden rückt so ins Bild. Ob man den gefangenen Äthiopiern Guantanamo-Kapuzen aufsetzen muss, sei dahingestellt. Dafür gab es ein vereinzeltes Buh.

Amonasro drängt die Tochter, Radames geheime Kriegspläne zu entlocken. Aida sträubt sich, doch gelingt es ihr. Radames soll wegen Verrats zum Tode verurteilt werden, doch hätte er noch eine Chance. Dreimal fragt Amneris ihn, ob er Aida entsagt, dann wolle sie ihm helfen. Dreimal verneint er. Und dann fiebert Amneris bei der Befragung des Radames durch den Priester Ramphis (Matthias Wippich) dennoch mit, dies die stärkste Szene. Klimek hat den Prozess ins Off verbannt, wir sehen nur Amneris, wie sie hoffend lauscht, vergeblich.

Generalmusikdirektor Graham Jackson leitete die Niederrheinischen Sinfoniker in Bestform, gerade bei den sparsamer instrumentierten Passagen glänzten sie mit feinem Klangbild. Von den Sängern auf der Bühne stach keiner hervor, den meisten Applaus erntete Anna Maria Dur. Chor und Orchester wurden gefeiert, für die kluge Regie gab es zu wenig Applaus.