Kulturmarkt: Kleine Finger dürfen zupfen
34 freie und öffentliche Kulturträger präsentierten sich am Sonntag auf dem Theaterplatz.
Krefeld. "Habt ihr ein neues Format?" Interessiert nimmt der Mann das neue Programm des Werkhauses in die Hand. "Ja, ja, das alte war zu groß, das nahm doch keiner mehr mit", erklärt geduldig Helmuth Boeck. Das Werkhaus gehört zu den insgesamt 34 freien Kulturträgern, Buchhandlungen, städtischen Kulturinstituten und Galerien, die beim Kulturmarkt auf dem Theaterplatz über ihre Arbeit informieren. Dicht bedrängt sind alle Stände, und im Stadttheater wimmelt es auch nur so vor Menschen beim Theaterfest, das dieses Jahr unter dem Motto "Lampenfieber" steht.
Den Kulturmarkt gibt es seit 1993, Stadtbücherei, Kulturbüro und Theater veranstalten ihn gemeinsam. Im letzten Jahr musste er wegen des Mediothek-Neubaus ausfallen. "Das hat dem Publikumszuspruch aber offenbar nicht geschadet", stellt Kulturbüroleiter Jürgen Sauerland-Freer fest, "das Bedürfnis der Krefelder nach Kultur in ihrer Stadt ist ungebrochen, und darauf hat man gut zu reagieren."
Büchereidirektor Helmut Schroers ist ebenfalls zufrieden. "Für ein minimales Budget wird hier ein maximales Angebot geliefert", sagt er. Die Einschränkung des Platzangebotes durch die Baustelle Mediothek habe den Überblick verbessert. Auch Christian Tombeil, stellvertretender Generalintendant des Theaters, findet, dass es in der erzwungenen Enge interessanter geworden sei. Darüber hinaus freut er sich über die vielen Besucher nicht nur des Kulturmarkts, sondern auch des Theaters: "Das Interesse ist da."
"Da kommt noch Farbe rein - und nicht zu knapp", erklärt Schroers der Gruppe, die er im Eingangsbereich der Baustelle Mediothek über das neue Heim der Stadtbücherei informiert. Am 1. April 2008 wird das Haus offiziell eröffnet. Neun Millionen Euro betragen die reinen Baukosten. Lange Rampen erschließen die um den zentralen Lichthof mäandernden Bibliotheksräume, der Rohbau, in dem mit der Inneneinrichtung begonnen wurde, wirkt jetzt schon beeindruckend.
Im Raucherfoyer des Theaters tutet es, quietscht und piepst es. Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker lassen Besucher Instrumente ausprobieren. Da wird in die Trompete geprustet, über die Saiten eines Kontrabasses gestrichen oder die eindrucksvolle Harfe gezupft. Und im großen Theatersaal leitet der neue Ballettdirektor Robert North höchstpersönlich zuerst ein Training der Compagnie, um dann beim "Tanzen für alle" vor allem Kinder für die Kunst der Bewegung zu begeistern. Mit vielen Programmpunkten zeigt sich das Theater von ganz unterschiedlichen Seiten.
Auf der stets umlagerten Hauptbühne des Kulturmarktes auf dem Theaterplatz erklingt Jazz, Blues und Samba von verschiedenen Formationen, die Niederrheinischen Sinfoniker sind hier zum ersten Mal mit einer Kammermusikformation vertreten. Generalmusikdirektor Graham Jackson dirigiert eine Serenade von Antonín Dvorák.