Konzert: Virtuosität triumphiert

Der koreanische Pianist Hong Chun Youn spielte Werke von Brahms, Schumann, Chopin und Verdi.

Krefeld. Aus leisen Klängen entwickelten sich die musikalisch poetischen Gebilde der Kompositionen für Klavier, die die Komponisten des 19. Jahrhunderts erfunden haben, um die Menschen mit der Resignation, der überschäumenden Freude, der Trauer, der inneren Brüche zu konfrontieren, sie an ihren Empfindungen teilnehmen zu lassen. Dies zu gestalten, aus den Kompositionen in Klang zu verwandeln, das gelang dem koreanischen Pianisten Hong Chun Youn beim Kawai-Konzert in außerordentlichem Maße.

Voller Sensibilität entwarf er die Resignation in den Drei Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms. Traurigkeit, Verhaltenheit bestimmten die Klangwelt und wurden mit subtilem Anschlag - hier manchmal ein wenig zuviel des Pedals - realisiert. Die "Davidsbündler-Tänze" Op. 6 von Robert Schumann vereinen Virtuosität und melodische Innigkeit, "Ungeduldig" steht neben "Sehr rasch" oder "Frisch, Lebhaft" neben "Zart und Singend", romantische Gefühlsbilder, die Hong Chun Youn in spannender und zarter wie zupackender Spielweise gestaltete. Jeder Ton war wichtig, jeder Übergang überlegt und empfunden.

Virtuos wurde es nach der Pause mit dem "Februar, dem Juni, dem November" aus den "Jahreszeiten op. 37" von Peter Tschaikowski. Hier überwog das tänzerische Element, das Fastnachtstreiben im Februar, das der Pianist mit rasantem Tempo dahintoben ließ, die verhaltene Barkarole der Juni-Sommernacht und die Troika des November. Immer wieder gelang es Hong Chun Youn inmitten virtuoser kraftvoller Passagen sensible Übergänge zu schaffen, die Hörer auf das nächste Geschehen hin in Spannung zu versetzen.

Begeisternd war dann auch seine Interpretation der Ballade f-moll op. 52 von Frédéric Chopin, deren Vielfältigkeit dem Ausdruckstalent des Pianisten sehr entgegen kam. Zuletzt triumphierte dann noch die Virtuosität mit "Mazeppa" und der "Rigoletto-Paraphrase" (Verdi) und der Zugabe von Rachmaninow, wobei die Geschichte des auf das Pferd gebundenen Mazeppa, der dann zum Helden wird, eine ungemeine intensive Gestaltungskraft verriet.

Und dann doch noch einmal die besondere romantische Empfindsamkeit, die Brüchigkeit der Melodie, die Aufgabe der Kantilene in der letzten Zugabe des Abends, die sich das begeisterte Publikum durch den langen, herzlichen Beifall herbeiklatschte.