Ausstellung Bildhauer macht mit moderner Technik Kunst

Krefeld · Der Künstler Gerhard Hahn stellt unter dem Titel „Soma & Psyche“ seine Werke in der Galerie Meta Weber aus.

Der Bildhauer Gerhard Hahn hat eine Auswahl seiner Skulpturen und Objekte für die Ausstellung „Soma & Psyche“ zusammengestellt.

Foto: Andreas Bischof

Der Ort könnte nicht passender sein. Im Haus Kunst und Technik präsentiert der Bildhauer Gerhard Hahn seine Arbeiten, die genau diese Spannweite umfassen. Die Verbindung von Kunst und Technik zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des Künstlers, der seit 2002 an der Hochschule Niederrhein Produktdesign und dreidimensionales Gestalten lehrt. Darüber hinaus hat er in mehr als 20 Einzelausstellungen seinen eigenen künstlerischen Weg verfolgt und dabei regelmäßig mit Industrieunternehmen kooperiert.

In den Anfängen seines Berufslebens hat er selbst in so einem Unternehmen gearbeitet. Denn nach seinem ersten Studium der Keramischen Verfahrenstechnik war er für die Rosenthal AG tätig. Danach wandte er sich er ganz der Kunst zu, studierte Gefäßkeramik und Keramik-Design an den Hochschulen in Kassel und Krefeld sowie Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Er hat einen eigenen künstlerischen Weg verfolgt und sich dabei auch wieder der Technik angenähert. Diese dient ihm vor allem als Mittel, künstlerische Ideen zu verwirklichen, die er auf rein manuellem Weg nicht umsetzen könnte.

Die jüngsten Ergebnisse sind in der jetzigen Ausstellung in der Galerie Meta Weber unter dem Titel „Soma & Psyche“ (Körper und Seele) zu sehen. Bereits der Titel weist auf die Gegensätze und das breite Spektrum der Skulpturen und Objekte hin, die Hahn auf unterschiedliche Weise geschaffen hat. Die Spannweite reicht von archaisch bis futuristisch. Der Künstler bedient sich uralter künstlerischer Prozesse und moderner Technologien. Allein dieser Kontrast macht die Schau zu einer spannenden Entdeckungsreise, in der Natur und Technik aufeinanderprallen. Die Objekte und Skulpturen befinden sich an den Wänden oder stehen frei im Raum.

Faszinierende Menschenporträts  durch Schwarzbrand

Die alte Technik des Schwarzbrands hat Hahn für eine Serie faszinierender Menschenporträts benutzt. Dazu hat er die Silhouetten menschlicher Körper oder Fragmente davon in großflächige Wandtafeln aus Terrakotta eingebrannt. Etwas geisterhaft wirken die Umrisse, die bei aller Transparenz auch eine starke Präsenz zeigen. Besonders effektvoll sind die Tafeln, auf denen ausgestreckte Hände angeordnet sind. Die Terrakottaflächen weisen an verschiedenen Stellen eine Vielzahl von kleinen Löchern auf, die wie feine Verletzungen wirken. „Was ist die Seele?“ hat der Künstler diese Arbeiten genannt, die das nicht Greifbare und doch Spürbare der menschlichen Psyche verdeutlichen.

Von der Fläche in den Raum weisen die Skulpturen aus Terrakotta, die teilweise an der Wand fixiert oder sich auf einem Stahlgestell im Raum befinden. Auch bei ihnen benutzt Hahn einen alten traditionellen Werkstoff. Doch thematisch setzt er sich mit dem digitalen Zeitalter auseinander. Unter dem Begriff „Bildstörung“ sind diese Objekte zusammengefasst, die an Satellitenschüsseln oder an ein älteres Fernsehermodell erinnern. Dabei handelte es sich nicht um genaue Abformungen, sondern um abstraktere Versionen.

Die oft lamellenartig geformten Körper ermöglichen ganz unterschiedliche Einblicke und Durchblicke. Der Betrachter ist aufgefordert, selbst seine Position dazu zu finden. Der Röhrenbildschirm ist auch Vorbild für eine andere Formgebung, die sich moderner Technologie bedient. Das mit deutlich ironischem Unterton als „Lord of the Lies“ bezeichnete Objekt ist aus Siliciumcarbid, einem extrem harten und temperaturbeständigen synthetischen Keramikmaterial. Die Form ist am Rechner entworfen und mit Hilfe eines speziellen 3D-Druckverfahrens umgesetzt. Hahn hat dieses Verfahren in enger Zusammenarbeit mit der in Willich ansässigen Firma Schunk Ingenieurkeramik GmbH entwickelt. Die Firma hat 2015 den weltweit ersten großformatigen 3D-Pulverbett-Drucker entwickelt. Im Rahmen eines Forschungsprojekts konnte  Hahn jetzt erstmals seine Vorstellungen komplexer Formgebung verwirklichen.

Normalerweise führt ein Werkstoff wie Keramik eher dazu, die Formen zu vereinfachen. Das 3-D-Druckverfahren mit dem strapazierfähigen Siliciumcarbid ermöglicht dem Künstler Formgebungen, die er manuell nicht mehr herstellen könnte. Aus vielen dünnen, scheibenartigen Elementen setzen sich die dunkelgrauen Objekte zusammen, gewähren ebenfalls verschiedene Ein- und Durchblicke. Der kreative Prozess findet hauptsächlich am Rechner statt. Doch am Ende des Druckverfahrens, wenn die aus dem pulvrigen Material geformten Elemente aus einem Sandbett herausgegraben werden, kommt wieder die menschliche Hand ins Spiel. So behält trotz aller Technik die Kunst am Ende doch die Oberhand und es entsteht bei aller Gegensätzlichkeit und den vom Künstler durchaus gewollten Brüchen ein in sich stimmiges Gesamtbild.