Street Art in Krefeld Performance in der dunklen Straßenkunst-Schau
Krefeld · Im Bunker an der Hansastraße in Krefeld ist derzeit Street Art zu sehen. Manuel Schröder sorgt nun dafür, dass die Besucher den Ort mit anderen Sinnen wahrnehmen.
Die Augen benötigen ein paar Minuten, bis sie sich an die neue Situation gewöhnt haben. Wer am Wochenende den unteren Teil des Bunkers an der Hansastraße betritt, stößt auf große Dunkelheit statt auf Straßenkunstbilder. Oben sind weiter die Werke zu sehen, die die Künstler für die Down Town Gallery geschaffen haben, unten dominiert das Schwarzlicht. Die Schuld daran trägt der Berliner Künstler Manuel Schröder, der mit seiner Arbeit den Bunker noch einmal anders erfahrbar machen möchte – vorrangig mit Sinnesorganen, die nicht die Augen sind.
In der „Down Town Gallery“ sind seit Juli Arbeiten von 21 internationalen Künstlern ausgestellt. Sie haben sie in der Woche vor der Eröffnung und oftmals im Dialog mit einander gemalt. Manuel Schröder und seine Mitstreiter kommen nun mit einer Installation dazu, die am Samstag (7. September) zwischen 16 und 20 Uhr jeweils zur vollen Stunde zu erleben ist. Interessierte Besucher müssen eine Nummer ziehen und werden dann in die untere Etage gebracht. Für Sonntag, 12 Uhr, ist ein Künstlergespräch geplant, anschließend führt Schröder zum letzten Mal Besucher in die Dunkelheit. „Es ist sehr mutig, dass die Stadt Krefeld uns das ermöglicht, denn man wusste ja nicht, worauf man sich einlässt“, sagt Schröder. „Das ist im Kunst- und Kulturbetrieb bemerkenswert und sympathisch.“
Die Performance heißt „Das Linien-Manifest“ und bringt Manuel Schröders Projekt „Concrete Delusion – Das kulturelle Erbe“ nach Krefeld. Der Berliner hat in Osteuropa recherchiert, wie dort mit dem Material Beton umgegangen wurde. Aus Lettland und Weißrussland brachte er Stelen und Grabplatten mit, die er nun unten im Krefelder Bunker platziert hat. In der Region Münsterland/Beckum, dem Zentrum der deutschen Beton- und Zementindustrie, hat Schröder Videos und Sounds gesammelt.
Die industriellen Geräusche zählen zu den ersten Dingen, die die Besucher der Performance wahrnehmen. Aus unbestimmter Richtung dröhnt es wie in der Fabrik, langsam werden die Umrisse der Stelen am anderen Ende des Raums sichtbar. Die Besucher treffen sich zunächst an einem Kunstwerk Schröders, das „Ich war lange fort“ heißt. Dann lernen sie auch die beiden anderen Künstler der Performance, Thomas Krutmann und Gerd Rieger, kennen. Der Schauspieler Krutman klebt zunächst an einer Wand und taucht an verschiedenen weiteren Punkten im Raum auf. Musiker Rieger hat zwar Instrumente dabei, nutzt Akkordeon oder Saxofon aber nicht auf die herkömmliche Weise, sondern schafft damit weitere Sounds. Die Mitglieder des Trios agieren im Wechsel und arbeiten sich so durch den Raum. Gut 30 Minuten dauert die Performance, dann geht es wieder ins Licht.
Für Manuel Schröder bildet die Inszenierung im Bunker einen Auftakt. Sein Projekt „Concrete Delusion“ soll in nächster Zeit an anderen Orten im öffentlichen Raum in Krefeld fortgesetzt werden.