Kunst in Krefeld: Mit Paris auf Augenhöhe
Magdalena Broska blickt in einem Buch auf Krefelds goldene Ära in der Kunst zurück.
Krefeld. Paris — Krefeld. Die beiden Städte in einem Atemzug zu nennen — und dann auch noch in Form eines Buchtitels — wirkt fast wie eine Provokation. Doch Magdalena Broska, die den 110-seitigen Band geschrieben hat, kann ihre kühne These belegen: Die vermeintliche Provinzstadt am Niederrhein bewegte sich in Sachen Kunst jahrelang auf Augenhöhe mit der französischen Metropole.
Das lag vor allem an Paul Wember, dem ehemaligen Museumsdirektor. Er zeigte bereits Anfang der 50er Jahre Grafiken von Miró oder Picasso, später gab er Yves Klein, Arman oder Jean Tinguely Einzelausstellungen — as einer der ersten Museumsdirektoren überhaupt. „Wember hat sich nach Paris orientiert“, sagt Broska. „Er suchte in der damaligen Welthauptstadt der Kunst den Anschluss an das Internationale.“
Dass er ihn dort fand, belegen seine Ausstellungen und Ankäufe, aber auch weitere Tatsachen: So hielt 1953 der Picasso-Galerist Daniel-Henry Kahnweiler einen Vortrag in Krefeld, 1967 eröffnete die Pariser Galeristin Denise René eine Dependance am Ostwall. In der internationalen Kunstszene hatte Krefeld einen festen Platz, durfte 1964 sogar an der Biennale von Venedig teilnehmen.
Dass die Verbindung nach Paris keine Einbahnstraße war, auch das zeigt die Kunsthistorikerin Broska in ihrem Buch. Krefelder Künstler wie Herbert Zangs oder Paul Kamper lebten und arbeiteten an der Seine. In der Luther-Stiftung, die Broska führt, ist auch ein Bild Adolf Luthers erhalten, das die Kirche Notre-Dame zeigt. Er hat es 1943 gemalt.
Das Buch, erster Teil der neuen „Silbernen Reihe“ der Stiftung, beruht auf akribischer Archivarbeit und Gesprächen mit Zeitzeugen wie Heinz Mack oder der Wember-Sekretärin Ruth Müller. Broska versteht es als „Anregung“ für weitere Forschung: „Ich will dieses Thema aktivieren. Wenn es erst unter den Tisch gefallen ist, taucht es nie wieder auf.“
„Paris — Krefeld (1947-1964)“. Pagina-Verlag. 24,90 Euro.