Literatur Lesung: Die Abstiegsangst im Kopf
Autorin Kristine Bilkau hat Auszüge ihres Romans „Die Glücklichen“ in einer Möbelmanufaktur gelesen.
Krefeld. Für den vierten Abend des literarischen Sommers in Krefeld hatten Helga Krall und Anette Ostrowski einen besonderen Ort aufgetan: Die Hamburger Autorin Kristine Bilkau las in der Möbelmanufaktur Schulte aus ihrem Buch „Die Glücklichen“. Die Ästhetik der Räume passt vollkommen zu der Stimmung im Roman. Gastgeber Franz-Josef Schulte erzählte vor ausverkauftem Haus ein paar Details zu dem denkmalgeschützten Backsteingebäude, das 1917 von der Verseidag gebaut wurde. In direkter Nachbarschaft steht das Industriegebäude von Mies van der Rohe.
Inmitten von Kunstwerken, und diesmal nicht am roten, sondern an einem hauseigenen Tisch, beantwortete die Autorin Fragen zu ihrer Arbeit. Kristine Bilkau, Jahrgang 1974, arbeitet als Journalistin für Frauen- und Wirtschaftsmagazine. Seit ihrer Jugend schreibt sie Prosa: „Das war alles in einer Schublade versteckt“.
2008 war sie dann Finalistin in einem Literaturwettbewerb und trat so mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit. Ihr Debütroman „Die Glücklichen“ wurde mit dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet. Für den Plot stellt Kristine Bilkau die Frage: „Wie wirken globale Zusammenhänge sich auf die Familie aus?“ war ihre Frage. Es geht um Isabell und Georg und beider Sohn Matti. Georg ist Journalist, Isabell spielt Cello. Ihre Karrieren in kreativen Berufen erleiden einen Bruch. Georg wird entlassen, Isabell kann nicht mehr musizieren, da ihre Hand zittert.
Das Leben der beiden beschreibt Bilkau über die Dinge, mit denen sie sich umgeben, die Dinge, die sich zu sich nehmen. Reiswaffeln und Dinkelkekse in der Speisekammer der Altbauwohnung stehen für ein bestimmtes Milieu, von dem Georg und Isabell sich verabschieden müssen. „Im ersten Teil geht es um die Abstiegsangst im Kopf“, sagt Bilkau.
Georg und Isabell sprechen zwar miteinander, behalten aber ihre Sorgen für sich. Bilkau las drei Abschnitte: einer in der Perspektive Isabells, einer aus dem Blickwinkel Georgs und schließlich einen Abschnitt, in dem die beiden sich abwechseln. Darin war vom Glück des Titels nichts zu spüren, aber Maren Jungclaus vom Literaturbüro verriet auch diesmal den Ausgang des Buches: „Am Ende wird alles gut“.