Wissenschaft Die kleine Eiszeit wird erforscht
Am Niederrhein gab es zwischen 1420 und 1850 eine Kälteperiode, doch Eis auf dem Rhein gab es auch, als es warm war.
Krefeld. Was ist eine kleine Eiszeit? Was unterschiedet sie von einer großen? Was bedeutet Eisgang und was hat das alles mit dem Golfstrom zu tun? Das sind Fragen, mit denen sich Josef Klostermann, Direktor des Geologischen Dienstes, und Verleger Stefan Kronsbein beschäftigt haben. Eine Erkenntnis auf die sie dabei gestoßen sind, haben sie in der Festschrift für Christoph Reichmann zum 65. Geburtstag veröffentlicht. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass Eisgänge häufiger auftreten in Kältemaxima“, erklärt Klostermann.
Den Forschungen zufolge ist das aber nicht der Fall, die Eisgänge passieren auch, wenn es wärmer ist. „Wir hatten eine Theorie, aber die passt nicht, wie wir jetzt feststellen mussten“, erklärt Klostermann. Eisgang bedeutet, das Eisschollen den Rhein heruntertreiben und sich in einer Kurve festsetzen, dadurch wird der Fluss verstopft. Wenn das Eis schmilzt, kann es zu Hochwasser kommen. Das ist bis in die 60er Jahre immer mal wieder passiert.
Wenn mehrere Monate hintereinander Temperaturen unter null Grad herrschen, dann könnte das allerdings auch heute noch passieren. „Das Wasser im Rhein ist wieder so sauber, da kann das passieren“, erklärt Klostermann. Allerdings ist unklar, welche Randbedingungen nötig sind, um Eisgang entstehen zu lassen. „Da gibt es noch einen Forschungsbedarf“, erklärt Klostermann. Sonnenflecken, also die Aktivität der Sonne, könnten ein Ansatzpunkt sein. Bei der kleinen Eiszeit am Niederrhein von 1420 bis 1850 lag die Temperatur im Schnitt 0,7 Grad unter dem Europaschnitt von neun Grad. Bei einer großen Eiszeit würde die Schwankung sieben bis neun Grad bedeuten. „Wenn der Golfstrom zusammenbricht, durch zu viel Süßwasser zum Beispiel von den Polkappen, dann hätten wir auch wieder eine große Eiszeit“, erklärt Klostermann.