Magazin-Schätze: Kleine Dosen erzählen große Geschichten
Einige der Behälter im Bestand des Museums sind kleine Kunstwerke aus Holz oder Metall.
Krefeld: Was kann man nicht alles in Schachteln und Dosen aufbewahren: Ansichtskarten oder Knöpfe, Spielzeug oder Zettel, Torten oder Tabak. Eine große Zahl solcher Dosen gehören auch zu dem Bestand des Museums Burg Linn.
Da gibt es etwa Lackdöschen aus exotischem oder einheimischen Holz, solche aus Horn oder aus Metall. In einer sehr abgegriffenen kleineren Dose sind noch die Reste von Schnupftabak enthalten, eine andere erinnert mit ihrer Aufschrift an die Herrengesellschaft „Krautnägel“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ungeklärt ist die Herkunft des Namens, denn mit Krautnägel werden in alten Kochrezepten auch Gewürznelken bezeichnet.
In wieder einer anderen sind noch Spielplättchen in verschiedenen Formen und Farben aufbewahrt: Die Spielregeln für die runden und rechteckigen Steine in bleu und rosé sind nicht überliefert. Die Buchstabenfolge auf der kleinen Schachtel lautet: RGRRGZMJRKGZROMG und behält ihr Geheimnis für sich.
Anders ist es mit einer ganzen Reihe von Messingdosen: Es sind Tabaksdosen, die gerade in der Zeit Friedrichs des Großen sehr beliebt waren. Der Preußenkönig besaß eine große Sammlung, 120 seiner Tabaksdosen sollen mit Diamanten besetzt gewesen sein. Sonst eher sparsam, hatte er für diese Dosen eine wahre Leidenschaft, und auch für das Schnupfen von Tabak.
Tabakdosen wie in der Sammlung des Krefelder Museums wurden aus Messing gefertigt, Gelbgießer nannte man die Handwerker, die sich auf diese Kunst verstanden. Historische Ereignisse waren beliebtes Motiv auf diesen Dosen. Die Schlacht an der Hückelsmay, in der die Franzosen von Herzog Ferdinand von Braunschweig geschlagen wurden, ist häufig auf diesen Dosen zu sehen.
Auch andere wichtige Ereignisse aus dem Siebenjährigen Krieg finden hier ihren Niederschlag, denn damals reichten die Preußischen Lande bis an den Rhein und in Friedrich II. Regierungszeit fiel auch eine Umstellung in der Messingindustrie, die größeren Absatz dieser Dosen versprach.
Doch nicht nur historische Motive wurden in die Rauchtabakbehälter hineingraviert. Die „Mutter Gottes von Kevelaer“ oder der Heilige Antonius von Padua sind hier verewigt. Neben Religion und Schlachtengemälde zeugen sie auch von anderen wichtigen Ereignissen: Das Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 wurde zum Motiv. Diese wirkliche Katastrophe des 18. Jahrhunderts hinterließ große Erschütterung bei den Menschen, auf der Dose wurde daran erinnert.
Manche Dosen sind auch durch den häufigen Gebrauch sehr abgewetzt, die einstigen Schmuck ist dadurch auf Schemen reduziert. Auch diese Beispiele für volkstümliche Kleinkunst gehören zu den Schätzen des Museums, die nur selten in die Ausstellung gelangen und im Magazin aufbewahrt werden.