Mediothek: Kabarettisten wettern gegen "Wohlfühlterror"
Im Ausweichquartier zieht das Glühweinkabarett rund 600 Besucher an.
Krefeld. Das Ausweichquartier hat sich bewährt: Insgesamt 600 Zuschauer kamen an drei Abenden in die Mediothek, um das Glühweinkabarett des Podio zu erleben. Betti Ixkes dankt dem Hausherrn Helmut Schroers, dass er spontan für das Pappköpp-Theater eingesprungen ist.
Ihr Kostüm dieses Jahr: Dame Blanche, die Schneefrau — eine fantasievolle Gestalt, immer kurz vor dem Dahinschmelzen. Das Flüssige an ihr sind die Wortspiele: Die weibliche Form von Conférencier wird schnell zur Konfitüre umgemünzt.
Blanche verbindet die Auftritte von vier Männern mit ihren lockeren Sprüchen: Rüdiger Höfken, Hausherr im Podio, trägt aus „Schluss mit durstig“ und einem neuen Programm vor und bekommt viel Beifall für seine Männerwitze.
Ihm folgt Özgür Cebe, der deutsche Orientale aus Bielefeld. Er hat armenische, kurdische und syrische Wurzeln und ist damit prädestiniert für das Thema Integration, das er kritisch und mit Humor abhandelt.
Dann kommt Björn Pfeffermann. Der blonde Bayer aus Berlin bietet kabarettistische Lösungen für ein „Björn-Out-Syndrom“. Überleben in der Wildnis ist seine Flucht aus der schnelllebigen, mit Anglizismen verstopften Leistungsgesellschaft mitsamt ihrem „Wohlfühlterror“. Er macht sich lustig über die überbesorgten Mütter und erinnert das Publikum an die Zeiten, in denen man einfach zum Spielen nach draußen ging und irgendwann am Abend nach Hause kam. Ohne Kontrollanruf auf dem Handy — denn das gab es damals noch nicht.
Henning Schmidtke beeindruckt mit böser und komischer Stand-up-Comedy. Manchmal bewegt er sich am Rande der Blasphemie, aber das goutieren die Niederrheiner sehr. Er ist außerdem musikalisch, ein virtuoser Pianist und kann zum Beispiel Grönemeyer imitieren, dass es eine wahre Pracht ist. Er erhält — ganz zu recht — von den Fans des Glühweinkabaretts den meisten Applaus.