Musik mit ein wenig Kreuzkümmel
Die ersten Tage Neuer Musik verbinden Orient und Okzident.
Krefeld. Für ein Festival der Neuen Musik gäbe es in Krefeld keinen besseren Ort als Pax Christi. Im Gemeindezentrum an der Glockenspitz sind herausragende Arbeiten zeitgenössischer Kunst ausgestellt — Werke, die sich nicht auf Anhieb erschließen, sondern erst durch genaue Betrachtung. So wird es auch bei den Stücken sein, die an den Tagen Neuer Musik vom 11. bis zum 13. Oktober dort zu hören sind.
„Orient — Okzident“ lautet der Titel des anspruchsvollen Programms. „Wer neugierig ist und etwas hören möchte, was er noch nie gehört hat, ist bei uns richtig“, sagt der Kirchenmusiker Christoph Scholz. „Wir hoffen, dass dieses Festival auch über Krefeld hinaus strahlt.“
Diese Hoffnung hat sich beim begleitenden Komponistenwettbewerb bereits erfüllt. Die Bewerbungen kamen aus elf Ländern, eine Expertenjury um den Gladbacher Komponisten Miro Dobrowolny hat fünf Partituren ausgewählt. Sie werden bei einem Konzert am 12. Oktober uraufgeführt. Die drei besten teilen sich 4000 Euro Preisgeld.
Den Auftakt gibt es bereits am Vorabend. Im Eröffnungskonzert mit dem Titel „Der andere Orient“ spielt das Freiburger Ensemble Chronophobie Neue Musik aus Syrien, dem Libanon, der Türkei und dem Iran. Im Vergleich erklingt klassische Musik aus dem Irak. „Es gibt ein großes Spannungsfeld bei diesen Werken“, sagt der Musiker Daniel Agi. „Aus den Lebenswegen der Komponisten ergeben sich die Haltungen — mal typisch orientalisch, mal westlich geprägt.“ In jedem Fall sei „ein wenig Kreuzkümmel“ in der Musik zu hören, betont der gebürtige Syrer.
Das Abschlusskonzert gehört dann europäischen Komponisten, die einen Hauch Orient in ihren Stücken spüren lassen. Zudem gibt es Schulworkshops, einen Gottesdienst und eine Gesprächsrunde. Der deutlich fünfstellige Etat wird von Sponsoren bezahlt, unter anderem der Kulturstiftung der Sparkasse. Deren Geschäftsführer Michael Rotthoff glaubt, dass das Festival noch mehr sein kann als Musikgenuss: „Es ist ein Kontrapunkt zu den grauenhaften Nachrichtenbildern aus der Region.“