Neuer Spielplan: Opulentes Theater in der Halle

"Theater auf Zeit" bietet rund 20 neue Produktionen.

Krefeld. "Ein Angebot an der Grenze zum Größenwahnsinn", so bezeichnet Generalintendant Jens Pesel den neuen Spielplan des Krefelder Stadttheaters. Weil die Umbauspielzeit mit "Theater auf Zeit" (TaZ) in der Halle der Stadtwerke an der St. Töniser Straße bevorsteht. Weil dennoch 18 neue Produktionen geplant sind, allein zwölf neue Schauspielstücke. Weil lange zusätzliche Disposition nötig war. Weil alles bei gleichem Etat, "aber ohne künstlerische Abstriche" geschafft werden soll. Das Geld wird knapper. Auf entsprechende Nachfragen bei einem Unternehmerfrühstück hatte Pesel gestern Morgen noch gesagt: "Einem Skelett kann man keine Diät mehr verordnen."

Der Spielplan auf den beiden Bühnen in der Stadtwerke-Halle ist opulent, stünde dem maroden Haus gut zu Gesicht. Auftakt ist dort am 12. September mit Thorsten Duits Inszenierung von Büchners "Dantons Tod". Die Schulklassen werden strömen, ist Danton doch Thema des nächsten Abiturs. Vorher noch, am 23. August, werden sich die Krefelder mit einer festlichen Operngala "Flieg, Gedanke" auf die Spielzeit einstimmen können.

Das Musiktheater wartet mit einer breiten Palette auf. Das beginnt leicht mit Künnekes "Vetter aus Dingsda" (27. September) bietet Donizettis "Liebestrank" (28. März) und endet mit dem modernen Musiktheaterstück "Der Untergang des Hauses Usher" von Phil Glass, das Pesel schon immer einmal auf die Bühne bringen wollte. Nun kommt es in die zum Experiment einladende Fabrikhalle (9. Mai 2009). Dazwischen tummeln sich "Johnny Cash - The Beast in Me" mit vielen musikalischen Arrangements (12. Februar), aber auch Strawinskys "Karriere eines Wüstlings" von Auden/Kallman in der Inszenierung von Wolfgang Lachnitt nach dem berühmten Bilderzyklus von Hogarth (6. Dezember) oder "Avanti Dilettanti!", eine Revue von Kniesbeck/Kilian, die Kult werden könnte wie einst "Elvis liebt Dich!".

Auch das Ballett ist vertreten mit einer Uraufführung. "Verschollen" heißt es, handelt von der Liebe und dem Leiden daran und zitiert Melodien von Janacek und Messiaen. Choreograph ist Ballettchef Robert North, die Inszenierung hat Christian Tombeil übernommen (11. Oktober).

Gewichtig im Schauspiel ist neben Büchner Goldonis "Diener zweier Herren", die sich als Musical ausgebende Produktion "Swinging St. Pauli". Geschildert wird, wie sich in Hamburg 1941, die Nazis sind an der Macht, junge Leute treffen sich und feiern das Leben mit Swing. Ausklang in der Halle ist am 30. Mai mit der Premiere von Biljana Srbljanovics "Heuschrecken", in dem das Altern zum zentralen Thema wird.

Bespielt wird vermehrt die Studiobühne der Fabrik Heeder. Dort sind Neuentdeckungen zu machen, etwa mit Carles Batlles "Versuchung", dem "Terrorprogramm" von Marc Becker und der deutschen Erstaufführung von Enda Walshs klaustrophobischer Farce "The Homefront". Viel zu sehen also in der neuen "TaZ"-Spielzeit.