Oper: Zwischen Frühbarock und Moderne

Mit einem Opern-Doppelabend wird Purcells „Dido und Aeneas“ mit Schönbergs Monodram „Erwartung“ verbunden.

Krefeld. 235 Jahre trennen die beiden Werke, die jetzt zu einem ungewöhnlichen Opern-Doppelabend zusammengefügt werden. Inhaltlich verbindet Henry Purcells frühbarocke Oper "Dido und Aeneas" und Arnold Schönbergs Monodram "Erwartung" jedoch Einiges. Beide Werke verarbeiten das zeitlose Thema einer gescheiterten Liebe.

Dass sich daraus ein vielschichtiger und spannender Theaterabend machen lässt, meinen auch Regisseur Christian Tombeil und Dramaturgin Ulrike Aistleitner. Beide stellten jetzt im Rahmen einer Matinee die Stücke vor. Während Purcells einstündige Oper musikalisch dem Frühbarock zuzuordnen ist, ist für GMD Graham Jackson Schönbergs 30-minütiges Stück ein "Schlüsselwerk der Moderne". Eine große Orchesterbesetzung ist dafür nötig, es gibt keine festen musikalischen Strukturen. Wie im literarischen "Inneren Monolog" schildert die Musik Emotionen pur. Die Geschichte von Dido und Aeneas ist Vergils berühmter "Aeneis" entnommen. Der trojanische Held Aeneas gewinnt in Karthago die Liebe der dort herrschenden Königin Dido. Ein durch Intrigen vermeintlicher göttlicher Befehl veranlasst Aeneas zur Abreise, Dido bleibt verzweifelt zurück. Auch die Frau in "Erwartung" hat ihren Geliebten verloren. Sie irrt ziellos durch einen Wald, kann Realität und Traum nicht mehr unterscheiden.

"Die Frau ist die Emotion von Dido", beschreibt Sängerin Kerstin Brix ihre Rolle, die für sie nicht nur musikalisch eine besondere Herausforderung ist. "Eine halbe Stunde lang nur Emotion ist schon ziemlich anstrengend, so Brix. Die innere Verbindung der Stücke hat den Regisseur dazu bewogen, sie auch im Ablauf ineinander zu verschränken. An einem zentralen Punkt der Purcell-Oper setzt das Schönberg-Stück ein, danach singt Dido ihre letzte Arie. Beide Frauen werden den ganzen Abend optisch präsent sein. Ein weiteres Bindeglied ist die Figur des Aeneas, der gedanklich und (auf der Bühne auch real) beiden liebenden Frauen zum Opfer fällt.

Uta Christina Georg (Dido), Hans-Jürgen Schöpflin (Aeneas) und Kerstin Brix (die Frau) machten mit kurzen musikalischen Kostproben neugierig auf einen spannenden Opernabend (Premiere am 20. Mai um 19.30 Uhr).