Paul Kathstede: Kunstfreund mit Freude und Pflichtgefühl
Der langjährige Vorsitze des Kunstvereins hat sein Amt nach 19 Jahren abgegeben.
Krefeld. Die Wände sind mit Bildern bedeckt, die Regale mit Kunstbüchern und Ausstellungskatalogen gut gefüllt. Im Wohnzimmer von Paul Kathstede sieht man auf den ersten Blick, dass hier ein Kunstliebhaber zu Hause ist.
Zum Beruf wurde diese Passion nicht, aber sein jahrzehntelanges Engagement im Krefelder Kunstverein war mehr als nur Ehrenamt. Fast 30 Jahre lang war Kathstede im Vorstand tätig, davon 19 Jahre als Vorsitzender. Eine Ära, die nun zu Ende ist. "Es war Zeit, für einen Jüngeren Platz zu machen" sagt Kathstede, für den sein Amt stets "Pflicht, Lust und Freude" gewesen ist.
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung hat er die Verantwortung an seinen Stellvertreter Rainer Rommerskirchen übergeben. Kathstede wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt, seine Frau Anita zum Ehrenmitglied. Seit 1958 ist das Ehepaar, das die Begeisterung für die Kunst teilt, Mitglied. Anfangs habe man sich aus Zeitgründen noch nicht so engagieren können, sagt Kathstede. Damals war er bei Hoechst tätig und viel unterwegs. Dennoch konnte ihn Wolfgang Hock für eine Mitarbeit gewinnen. 1991 übernahm er den Vorsitz von Karlheinz Schröer, der sich ihn als Nachfolger gewünscht hatte.
Ein intensives Angebot von Exkursionen und Reisen bildete einen Schwerpunkt seiner Amtszeit. Rund 150 Ausflüge sind über die Jahre zusammengekommen. New York war eines der eindrucksvollsten Ziele, aber auch der Besuch neu eröffneter interessanter Bauten wie das Guggenheim-Museum in Bilbao gehörte zum Programm.
Die alltägliche Vereinsarbeit beinhaltete dagegen viel Organisatorisches: "Man muss im Grunde alles tun". Schwerpunkte setzte Kathstede mit der Malschule, deren Förderung ihm wichtig war. Er setzte sich auch für einen höherer Anteil von Künstlerinnen bei den Ausstellungen ein. "Es ging mir nicht um eine Frauenquote, sondern um einen breiter gefächerten Blickwinkel." Mit Klaus Düsselberg rief er die Reihe "in memoriam" ins Leben, die das Werk verstorbener Krefelder Künstler vorstellte.
Die Aufgabe des Kunstvereins habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt Kathstede. "Früher waren wir Spürhunde, um neue Talente aufzustöbern. Das machen heute Museumsdirektoren." Der Krefelder Kunstverein, der eine lange Tradition hat, ist heute wichtiger Teil einer "sehr lebendigen Kunstszene". Die Begegnung und auch Freundschaft mit vielen Künstlern empfindet er als Bereicherung. "Ein Kunstwerk soll immer auch eine geistige Ebene ansprechen", meint Kathstede.
Ein Bild, das ihn nachhaltig beeindruckt hat, liegt als kleine Abbildung auf seinem Schreibtisch. "Der Übergang" von A.R. Penck. Ein schönes Symbol für einen neuen Abschnitt, dem der Kunstfreund ganz entspannt entgegen sieht. Auch wenn zukünftig mehr Zeit für die drei Enkelkinder eingeplant ist, wird die Kunst nach wie vor einen Stellenwert haben. "Man lebt dadurch nicht länger, aber intensiver", lautet Kathstedes Philosophie.