Portrait: So schrecklich ist Krefeld doch gar nicht
Die Schauspielerin Marianne Kittel steht heute erstmals im Stadttheater auf der Bühne.
Krefeld. Von Berlin-Kreuzberg über Heidelberg nach Krefeld: Ihre Ankunft am Niederrhein hat Marianne Kittel als mittleren Kulturschock empfunden. „Schrecklich!“ war ihr erster Eindruck, wie sie offen zugibt. Seit Februar ist die Schauspielerin in Krefeld und hat inzwischen auch die schönen Seiten entdeckt. Der Stadtwald gefällt ihr und der Blick aus ihrer Wohnung auf die Dächer des Kaiser-Wilhelm-Museums.
Bis Ende Januar hat die 34-Jährige noch in Heidelberg Theater gespielt und ist daher erst mitten in der Spielzeit zum hiesigen Ensemble gestoßen. Die Situation als Neuling hat sie als nicht ganz einfach empfunden, aber die Kollegen — viele davon älter und erfahren — nehmen sie nett auf.
Den Weg zum Theater hat die gebürtige Berlinerin mit kleinen Umwegen gefunden. In ihrem Elternhaus ist sie damit nicht in Berührung gekommen und begann nach der Schule eine Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin. Noch vor dem Abschluss entwickelte sich langsam der Wunsch, Theater zu spielen.
Kittel bewarb sich an verschiedenen Schauspielschulen — und landete an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Danach war ihr allerdings die Lust am Spielen fast wieder vergangen: „Das war mir alles zu starr und festgefügt.“ Statt ein festes Engagement zu suchen, gründete sie eine Gruppe für Improvisationstheater. Ihr Wunsch nach Veränderung führte Kittel 2005 von Berlin nach Heidelberg. Dort hat sie fünf Jahre lang für Kinder und Jugendliche gespielt.
Als Kindertheater mit Anspruch beschreibt die Schauspielerin diese oft unterschätzte Sparte. „Kindern kann man nichts vormachen, man muss sie bei der Stange halten“, sagt Kittel. Gerne erinnert sie sich an das Stück „Meine Mutter Medea“, dass sie in Klassenzimmern gespielt hat. Trennung der Eltern, fremd sein — der antike Stoff enthält bis heute gültige Themen. Je nach Schultyp fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. „Jede Vorstellung lief komplett anders“, erzählt sie.
Doch bei allem Anspruch hat sie auf Dauer die Möglichkeit vermisst, Rollen mit tieferen Dimensionen zu spielen. „Es gibt noch andere Seiten in mir“, sagt Kittel. So hat sie sich für ihr Vorsprechen in Krefeld die Rose Bernd aus Gerhard Hauptmanns gleichnamigem Drama ausgesucht.
Sie wurde engagiert und kann sofort in zwei ganz verschiedenen Rollen ihre Facetten ausloten. In der Komödie „Treppauf, Treppab“, die heute Premiere hat, spielt sie die Elizabeth. „Das ist eine extrem neurotische Frau, die ihren Mann verlassen will und in verrückte Situationen gerät“, beschreibt Kittel. Der spezielle Humor der Komödie gefällt ihr.
Einen Kontrast dazu bildet die Titelheldin von Ibsens „Hedda Gabler“. Die Proben haben noch nicht begonnen, nur zu ihrem Aussehen hat die Schauspielerin schon erste Hinweise bekommen. „Ich werde eine Kurzhaarfrisur haben, das finde ich sehr interessant“, sagt sie und streicht sich die blonden Locken aus dem Gesicht.
Restkarten für „Treppauf Treppab“ gibt es heute an der Abendkasse.