Jazzklub: Das Alphorn mag das Piano nicht
Zwei virtuose Musiker konnten im Theater nur schwer zusammenfinden.
Krefeld. Ein Ausnahmetalent am Piano, ohne Zweifel. Vadim Neselovskyi wurde in Odessa geboren, kam als Jugendlicher nach Dortmund und lebt heute in New York. Er hat am renommierten Berklee College of Music studiert und gibt dort jetzt selbst Unterricht.
Anfang 30 ist er vielleicht, im Stadttheater spielte er jetzt im Duo mit dem erfahrenen Kollegen Arkady Shilkloper. Der Moskauer dürfte der einzige ernstzunehmende Waldhornist im Jazz sein. Das Konzert der Virtuosen fand im Rahmen der Jüdischen Kulturtage statt, organisiert vom Jazzklub Krefeld.
Neselovskyi ist, was man einen kompletten Pianisten nennt, das ist im Jazz eher selten. Seine verblüffende Technik verdankt sich offenbar einer klassischen Ausbildung. Die linke Hand ist der rechten ebenbürtig, der Anschlag ist kräftig, die dynamische Bandbreite groß. Intervalltriller, Übergreifen der Hände, rasende Arpeggien sind keine Glanzlichter, sondern selbstverständliche Bestandteile eines Spiels, das sich in komplexen Stücken emotional, nicht technisch verausgabt.
Neselovskyi brannte also das eine oder andere Feuerwerk ab, und genau das war ein wenig ein Problem im Zusammenspiel mit Shilkloper. So virtuos der Hornist auch sein mag, sein Instrument verbreitet seinen vollen Charme eher auf getragene Art. Seine Hauptstimmlage liegt unter den Registern, in denen Neselovskyi seine flirrenden Läufe platziert.
Am besten trafen sich die Musiker bei balladeskem Material. Leichter ins Spiel kam Shilkloper auf dem wendigeren Jagdhorn, und natürlich war sein Solo auf dem über drei Meter langen Alphorn Hingucker und Hinhörer.
Folkloristische und weltmusikalische Farben, Blues, Funk, Jazz und deutliche Anspielungen auf klassische Musik mischen sich bei diesem Duo zu einer schillernden Klangwelt. Der Krefelder Auftritt war erst der vierte des Duos, das Zeit finden wird, seine Arrangements für die spezielle Kombination zu verfeinern.