Premiere im Kresch-Theater: Peer rennt durch eine kalte Welt
Inge Brand hat im Kresch-Theater Henrik Ibsens berühmte Geschichte vom Phantasten und Tunichtgut inszeniert. Das 140 Jahre alte Stück wurde von nur drei Schauspielern sehenswert in Szene gesetzt.
Krefeld. "Peer, du lügst!", ruft Mutter Aase und begründet damit die Lebensgeschichte ihres Sohnes: Er ist ein Geschichtenerzähler, ein Phantast, dem die Wirklichkeit viel weniger taugt als die Vorstellung. Wenn er von wilden Jagden im Gebirge erzählt, sind es die Erlebnisse eines anderen. Aber Peer will eigenes Erleben und stürzt sich ins Leben. Geht auf eine Reise um die ganze Welt, macht Erfahrungen und Geld, kehrt gerade noch zurück, um die Mutter in das Reich des Todes zu geleiten. Erlösung findet er schließlich in der Liebe Solvejgs.
Henrik Ibsens Drama hatte jetzt Premiere im Kresch-Theater, inszeniert von der ehemaligen Leiterin Inge Brand. 140 Jahre alt ist dieses Stück, der Norweger schrieb es 1867 in Italien. Wie nun im Kresch dieses Aufführung mit nur drei Personen gelingt, das ist sehenswert. Peer (Franz Mestre) ist immer Peer, aufbrausend, unbeherrscht, sprudelnd vor Geschichten, ständig in jungenhafter Bewegung. Aber erst am Schluss, zurückgekehrt zu Solvejg und sich ihrer Liebe ganz gewiss, hat er den Sinn seines Lebens gefunden.
Besonders anrührend: Wie Peer seiner Mutter mit einer phantastischen Geschichte, gespeist auch aus nordischer Tradition, das Sterben erleichtert. Denn das ist auch seine kindliche Vergangenheit: Die Geschichten, mit denen seine Mutter und er sich das Leben schöner machten. Und dann die zierliche Katja Hensel, die alle Frauen verkörpert: Mutter Aase, Solvejg, Trollkönigs Tochter, die Mädchen und sogar den pupsenden Troll. Wie sie sich im Nu verwandelt, in deutlich anderer Haltung und Sprechweise, das ist großartig.
Joe Froebe schließlich macht virtuos die Musik und die Töne. Mal Wind, mal Wetter; kreischende Tiere, trappelnde Hufe; Tanzorchester oder "Solvejgs Lied" von Grieg, gesummt, ergeben wunderbare Lautmalerei.