Sensationsfund: Der Wal aus dem Kies
Vor 20 Jahren entdeckten Krefelder Geologen ein Relikt der Urzeit.
Krefeld. Vor genau 20 Jahren machten Krefelder Geologen einen sensationellen Fund: In einer stillgelegten Kiesgrube bei Kervenheim stießen sie auf Skelettreste eines großen Tieres. Wie sich bald herausstellte, handelte es sich um einen urzeitlichen Wal, der an dieser Stelle vor rund zehn Millionen Jahren verendet war. Jetzt ist der sorgfältig präparierte Fund das große Highlight in der permanenten Schau des Geologischen Dienstes an der De-Greiff-Straße.
Den glücklichen Fund, der immer wieder bei großen Übersichtsausstellungen, zuletzt bei einer Archäologie-Schau in Bonn, ein vielgefragtes Objekt ist, verdanken die Geologen der letzten großen Eiszeit vor 250 000 Jahren. Die Eismassen stauchten hier am Niederrhein die Erdschichten auf, schufen etwa den Hülser Berg und schoben so das Skelett aus den etwa 40 Meter tiefer liegenden Tertiärschichten der Erdoberfläche entgegen.
Die große Vitrine im Foyer des Geologischen Dienstes vermittelt die dramatischen Umstände des Geschehens vor zehn Millionen Jahren mit zahlreichen zusätzlichen Informationen und Illustrationen. Der etwa acht Meter lange Bartenwal, von dem in der Kervenheimer Sandgrube rund 6,50 Meter mit intaktem Schädel und den gut sichtbaren Rippen erhalten blieben - der Schwanz fehlt leider -, muss wohl in einer Lagune des flachen, damals noch warmen Miozän-Meers gestrandet sein.
Über den Kadaver machte sich dann ein Rudel von Haien her. Rund 200 Zähne dieser Raubfische - viele über drei Zentimeter lang und mit dolchartigen Spitzen versehen - wurden in unmittelbarer Nähe des Skeletts, teils sogar in den Knochen steckend, gefunden. Das muss damals ein großes Fressen gewesen sein.
Solche Funde sind äußerst selten, zumal wenn es sich um fast vollständige Skelette handelt. Zufällig tauchte kürzlich ein ähnlicher Fund in einer Tongrube bei Höxter auf. Der Schwimmsaurier Plesiosaurus, eine sogenannte Paddelechse, ist sehr viel älter, wird auf 185 Millionen Jahre geschätzt und stammt aus der Unteren Jura-Zeit. Wie Professor Hendricks vom Naturkundemuseum Münster gegenüber der WZ erklärte, besteht die Chance, dass auch dieses Urzeittier vollständig geborgen werden kann. Es wäre dann sechs Meter lang.