Theater am Marienplatz: Versatzstücke um die magische 40

Im Theater am Marienplatz hat der Abend „40“ von Alfred Pollmann Premiere.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Alfred Pollmann gehört zu den Musikern im Ensemble des Theaters am Marienplatz (Tam). Er ist Pianist und Organist, arbeitet als Musikpädagoge. Sein pianistisches Können ist überdurchschnittlich, und auch beim Ersinnen von formalen Konzepten, wie sie im Tam gerne genutzt werden, ist er einfallsreich. „40“ nennt er seinen Abend, mit dem er jetzt das April-Programm bestreitet, natürlich angeregt durch den 40. Geburtstag des Tam im vergangen September.

Pollmann hat ein Repertoire von 40 Stücken erarbeitet. Das können Klavierkompositionen sein, aber auch Chansons, Sprechstücke und kleine Aktionen. Pollmann will nicht alle 40 Stücke an jedem Abend spielen, bei der Premiere wurden es 31, so dass die Aufführung annähernd 90 Minuten mit Pause dauerte.

Zwei Stutzflügel, ein Lesepult, ein Lesetisch und ein Aktionsplatz bilden den Parcours, auf dem Pollmann unterwegs ist. Die Zahl 40 durchzieht auch im Detail das Programm. So bekommt man aus 40 Büchern den Satz zu hören, der jeweils auf Seite 40 in der 40. Zeile beginnt. Als Grundlage für diese absurd-witzige Textcollage hat Pollmann Krimis ausgesucht.

Musikalisch wird aus 40 vierzigsten Takten aus 40 verschiedenen Werken ein nicht minder absurdes Schmankerl. Wie viele Tonleitern Pollmann in „auf und ab“ kombiniert, ist nicht klar, allerdings wachsen sie in teils gegenläufigen Bewegungen zu einem spannenden Stück neuer Musik zusammen.

Manche Aktionen sind bloße Miniaturen, bilden Übergänge oder parallele Handlungen. „Verschlossener Raum“ etwa besteht nur aus geräuschvollen Atemzügen bei geschlossenem Mund. Kaum wahrnehmbar rieselt einmal Reis durch ein Sieb auf ein Trommelfell. Ein Chanson mit Seitenhieben auf populistische Extremisten unserer Zeit wird hingegen unerwartet konkret und deutlich.

Pollmann zitiert viel, musikalisch etwa Prokofjew, Mozart, aber auch die Beatles, verfremdet dabei aber, stellt neue Kontexte her. Manche Stücke scheinen dabei aber nur aus Pointen zu bestehen, ohne dass einem ein ganzer Witz erzählt wird. Hier handelt es sich also um kontextfrei vorgetragene Komik, bei der Komik letztlich nur dann entsteht, wenn sich der Zuhörer selbst einen Kontext herstellt.

Formale Bauprinzipien kennzeichnen viele Werke, der dadurch bedingte Ausschluss subjektiver Anteile an der Komposition führt aber meist keineswegs zu schematischen Ergebnissen. So ist selbst der „eintönige Tod“ am Klavier musikalisch durchaus ein Ereignis.

Insgesamt wirkt Pollmanns Abend etwas zusammengewürfelt, was er wahrscheinlich im wahren Sinne auch ist. Trotzdem oder deswegen kommt man auf seine Kosten, Man bleibt vor Überraschungen nicht sicher.

Nächste Termine: 21. und 28. April, jeweils 22 Uhr.