Theater-Aufsichtsrat: Der Vorhang schließt sich
Per Gutachten schottet das Theater seinen Aufsichtsrat ab. Doch es regt sich erster Widerstand.
Krefeld. Wenn hinter verschlossenen Türen der Aufsichtsrat des Theaters getagt hat, trudelt wenig später eine Pressemitteilung in den Redaktionen ein.
Sie ist mit der Geschäftsführung sowie den Oberbürgermeistern von Krefeld und Mönchengladbach abgestimmt — und entsprechend lauwarm liest sie sich auch. Da werden Spielpläne „zur Kenntnis genommen“, Wirtschaftsplanentwürfe „diskutiert“ und Beschlüsse „verwiesen“. Genaues erfährt man nicht — ein Fall für den Papierkorb.
Dieser Zustand mangelnder Transparenz soll nun für die Zukunft festgeschrieben werden. Nach WZ-Informationen hat das Theater dafür eigens bei der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers ein Gutachten beauftragt.
Die Prüfer stellten fest: Aufsichtsräte müssen nach jetziger Rechtslage nicht-öffentlich tagen. Und genau das sollen die Politiker bei der Sitzung in der kommenden Woche beschließen.
Sollte der Entwurf angenommen werden — und das gilt als wahrscheinlich —, ist die Öffentlichkeit definitiv ausgesperrt. Dabei haben die Stadträte das vor einigen Monaten anders beschlossen. In § 13 des Gesellschaftervertrages ließen sie festschreiben: „Der Aufsichtsrat kann öffentlich tagen.“ Ein solches „kann“ wäre künftig nicht mehr vorgesehen.
Beim SPD-Politiker Klaus Kokol, der von Beginn an für öffentliche Sitzungen gekämpft hat, löst das Empörung aus. Auf Anfrage der WZ kritisiert er, dass „mit dem Gutachten Ratsbeschlüsse ad absurdum geführt“ werden. „Ich möchte wissen, warum dieses Gutachten in Auftrag gegeben wurde und was es gekostet hat.“
Kokol hält es für sinnvoll, die Öffentlichkeit regelmäßig zuzulassen — besonders beim Thema Finanzen: „In der Vergangenheit hat das dem Theater gut getan.“
In der Tat: Bevor das Theater Anfang 2011 zur gemeinnützigen GmbH wurde, tagten die Politiker im Kuratorium öffentlich. Als vor zwei Jahren tiefe finanzielle Einschnitte anstanden, berichtete die Presse ausführlich. Krefelder und Gladbacher gingen für ihr Theater auf die Straße — und verhinderten den Sparkurs.
Auch der jetzige Intendant Michael Grosse ist nicht für Geheimniskrämerei bekannt. Über die Lage des Hauses, Pläne und Probleme spricht er Klartext. Wozu dann die Abschottung des Aufsichtsrats dient, dazu gibt es nur Vermutungen. Man hört, dass die Sitzungen ohne Anwesenheit des Presse stringenter laufen — es gibt keine Fensterreden.
„Manchmal ist es gut, wenn Dinge nicht Wort für Wort in die Öffentlichkeit gelangen“, unterstreicht auch Hans-Peter Kreuzberg (CDU). Allerdings gibt er zu: „Die Information der Öffentlichkeit nach einer Sitzung müsste künftig besser sein.“
Das Bedürfnis nach Transparenz hat der Gesetzgeber offenbar erkannt. Er will noch in diesem Jahr das Aktiengesetz ändern und die Öffentlichkeit in Aufsichtsräten unter bestimmten Umständen zulassen. Das Gutachten wäre dann bereits obsolet.