Theater: Der Jugendclub empört sich

Das Variet wird zur Bühne für all die Dinge, über die sich keiner mehr aufregt.

Krefeld. Keine Darsteller, keine Texte, keine Kostüme — zu Beginn der Jugendclub-Produktion „Variet der Empörung“ gab es nur den Titel. Den haben sich Theaterpädagoge Dirk Schwantes und Theaterfotograf Matthias Stutte, der das Bühnenbild übernommen hat, lange vor Beginn der Produktion überlegt. Was daraus mal wird, konnten sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen.

„Das Thema ist ein Widerspruch in sich“, sagt Stutte. Ein Variet unterhält das Publikum in erster Linie und sorgt nicht für Empörung. Über was genau sich Jugendliche empören, muss allerdings erst herausgefunden werden. „Wir haben damit begonnen, die Teilnehmer erzählen zu lassen, worüber sie sich aufregen. Das sind alltägliche Dinge, wie das Vordrängeln in der Schlange, aber auch politische Themen gehören dazu“, sagt Schwantes.

Daraufhin haben sich die 17 Darsteller Varit-Figuren ausgesucht, deren Charaktere sie im Laufe der Proben entwickelt haben. Dabei herausgekommen sind unter anderem ein Gewichtheber, der eigentlich ein dünnes Hemd ist, oder ein Confrencier, der durch den Abend führt und jede Ansage verpatzt.

Den ein oder anderen Anstoß haben die Darsteller von Anne Küper bekommen. Sie hat selbst fünf Jahre mit dem Jugendclub auf der Bühne gestanden. In dieser Produktion hat die 20-Jährige, gemeinsam mit den Darstellern, die Texte erarbeitet. „Die Szenen werden rund um die Figuren improvisiert. Ich gehe dann nach Hause, um den entsprechenden Text dazu zu verfassen. Was ich geschrieben habe, wird dann mit den Darstellern diskutiert, bis es passt“, erklärt sie. Die Themen der Empörung reichen vom Cheeseburger für einen Euro bis zu lokalen Themen, wie, ob es in Ordnung ist, im künftigen Primark am Ostwall einzukaufen, wenn man doch um die angeblich schlechten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter weiß. „Wir wollen schreckliche Themen amüsant präsentieren“, sagt Dramaturgin Leona Benneker.

Das Thema Varit findet sich in den Kostümen und im Bühnenbild wieder. Die Bühne wird von einem roten Vorhang geteilt, hinter dem sich eine stilechte Showtreppe verbirgt. „Bis auf einige Farbtupfer sind die Kostüme in Schwarz-Weiß gehalten. Wir haben darauf geachtet, dass es nicht zu modern oder alltäglich ist, damit es zum Varit passt“, sagt Kostümbilderin Kathrin Beutelspacher.

Der rote Faden, der sich durch die Aufführung zieht, ist die Figur Lydia A.. Ihre Geschichte verbindet die einzelnen Lieder und Nummern der Show. Die Charaktere stehen alle in irgendeiner Verbindung zu Lydia A., die sich lange Zeit schwer damit tut, sich überhaupt zu empören.