Theater: Der Kauz ist Karlsson, und der Riese heißt Klein

Krefelds Bühnen erschaffen zauberhafte Fantasiewelten für das junge Publikum.

Krefeld. Rechtzeitig zu Weihnachten werden Krefelds Bühnen zu verzauberten Orten, an denen Kinder in Fantasiewelten eintauchen können. Im Theater auf Zeit und in der Fabrik Heeder spielen Autoren und Dramaturgen mit populären literarischen Stoffen.

Als "großer Kinderbuch-Fan" hat sich Dramaturgin Vera Ring am Theater mit Bestsellerautorin Cornelia Funke befasst. Nicht die Tinten-Trilogie, die sie zur neuen Joanna K. Rowling hochkatapultiert hat, sondern das Frühwerk "Hinter verzauberten Fenstern" hat Ring interessiert. "Eigentlich habe ich mich eher aus Spaß an die Dramatisierung begeben", erklärt sie. Doch schon bald seien die Kollegen am Theater "Feuer und Flamme" gewesen.

Das Stück spielt, wie so oft bei Funke, in zwei Welten: Die kleine Julia (Marie Kienecker) entdeckt hinter den Türen ihres Adventskalenders ein mysteriöses Reich, in dem sie einem müden Heinzelmann, einem vergesslichen König und anderen Gestalten begegnet. Poetisch sei die Geschichte, sagt Ring, aber eben auch sprachlich direkt, aufregend und witzig.

"Um so etwas zu inszenieren, muss man Kind geblieben sein", sagt Regisseur Dietrich Trapp. "Man muss Spaß haben an Verrücktheiten und Unmöglichkeiten." Das gilt auch für Ausstatter Sven Hansen und das Ensemble, das angesichts von 64 Aufführungen erstmals nur mit Gästen besetzt wurde. Darunter sind auch "Kiko" Paula Emmrich, ein gewisser Björn Klein, der trotz seines Namens einen Riesen spielt, und Bastian Thurner als Bösewicht Leo, der Lügner.

Kein Problem mit dem Lügen hat der alte Kauz in René Linkes Zwei-Personen-Stück "Karlsson fliegt nicht mehr". Er behauptet, jener Held aus Astrid Lindgrens berühmten Kinderbüchern zu sein, voller Fantasie und verrückter Ideen, mit einem ganz eigenen Blick auf die Wirklichkeit. Er hat Angst davor, dass nichts mehr von seinen Geschichten übrig bleibt. "Lügen ist nicht schlimm, Verschwinden ist schlimmer" sagt er. Der Junge Benni, der ihm begegnet, will das Verrückte hingegen gar nicht zulassen, und er glaubt dem Alten kein Wort.

"Wer Astrid Lindgrens Karlsson kennt, wird ihn wiedererkennen, wer ihn nicht kennt, wird ihn nicht vermissen", sagt Autor Linke, der das Stück für Kinder ab acht Jahren geschrieben hat. Er sieht es jedoch nicht als Fortführung oder gar Dramatisierung der Geschichte. Vielmehr liegt der Fokus auf der Begegnung des Jungen (Sunga Weineck) und des alten Herrn (Bernd Hoffmann), die sich, so unterschiedlich ihre Lebenswelten auch sind, viel zu erzählen haben und viel voneinander lernen können - über das Leben und die Liebe.

"Das Stück erzählt von der produktiven Kraft der Lügen, der Macht der Fantasie und der großen Sehnsucht des Menschen zu fliegen" fasst Franz Mestre zusammen, der "Karlsson" für das Kresch in der Fabrik Heeder inszeniert - als spannende, zauberhafte Flugstunde für Kinder.