Musical-Gala Die Show geht weiter
Krefeld · Die erste Musical-Gala im Theater Krefeld mit dem Titel „The Show Must Go On“ wurde mit stehenden Ovationen gefeiert.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es schön, wenn man sich einfach zurücklehnen und genießen kann. Doch der Besuch großer Musicalproduktionen ist derzeit schwierig bis unmöglich.
Umso besser, wenn es einen Abend gibt, der gleich mehreren berühmten Musicals gewidmet ist: „Miss Saigon“, „Sunset Boulevard“, „Chicago“ und „Les Miserables“. Sie alle waren im Theater Krefeld Mönchengladbach noch nie zu sehen. Und doch konnte man jetzt neunzig Minuten lang in diese besondere Welt eintauchen. Unter dem Titel „The Show Must Go On“ feierte eine Musical-Gala im Theater Krefeld eine umjubelte Premiere. Der Titel gebende berühmte Song der britischen Rockband „Queen“ ist auch das heimliche Motto der diesjährigen Spielzeit, die wegen Corona eine ganz besondere ist. Alles ist anders, und trotzdem muss und soll die Show weitergehen.
Anstelle einer abendfüllenden Musicalproduktion, die unter den derzeitigen Auflagen nicht möglich ist, entstand die Idee einer Gala, die Höhepunkte aus ganz verschiedenen Stücken vereint. Das Programm haben die Protagonisten des Abends, Mitglieder des Opernensembles und Gäste, weitgehend selbst zusammengestellt, indem sie ihre Lieblingssongs gesammelt haben. Das war eine den Rahmen eines Abends sprengende Fülle, aus der dann noch einmal gezielter ausgewählt werden musste. Entstanden ist so eine Programmfolge von zwanzig Nummern, die viele berühmte Musicals aus den 1980er und 90er Jahren als Schwerpunkt hat. Präsentiert werden sie von vier Mitgliedern des Musiktheaters, sowie von zwei Gästen. Debra Hays, Gabriela Kuhn und Susanne Seefing standen schon in der Musical-Uraufführung „Marlene, Judy, Marilyn – Endstation Hollywood“ gemeinsam auf der Bühne.
Jetzt waren die drei mit dem gefühlvollen Terzett „Wer kann schon ohne Liebe sein“ aus „Drei Musketiere“ erneut gemeinsam in Aktion. In schimmernden Paillettenkleidern und mit Federboas sorgten sie schon optisch für Glamour. Zusammen mit ihren männlichen Kollegen Oliver Arno, Markus Heinrich und Lukas Witzel hatten sie zum schwungvollen Auftakt eine Nummer aus „Gypsy“ gesungen: „Together Wherever We Go“. Dieses bereits 1959 uraufgeführte Stück war das älteste Musical des Abends. Für den wunderbaren Sound nicht nur bei dieser Nummer sorgten die Niederrheinischen Sinfoniker mit speziell für den Abend geschriebenen Arrangements. Nur so konnten sie die Bandbreite der Musikstile entsprechend umsetzen. Unter ihrem Kapellmeister Andreas Fellner taten sie das auch auf sehr mitreißende und überzeugende Weise. Als besonderer Höhepunkt erwies sich ihre Solonummer in der Mitte des Programms. Die schmissige Ouvertüre zu „Chicago“, gespielt in einem Arrangement von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, war ein echter Knaller und löste dementsprechend begeisterten Applaus aus. Die anderen Stücke boten viel Raum für große Emotionen. Neben Ensembles und Duetten hatte jeder der Darsteller sein großes Solo.
Debra Hays überzeugte als Filmstar Nora Desmond, die mit „Nur ein Blick“ eine Hymne auf den Stummfilm singt. Das Lied stammt aus „Sunset Boulevard“, einem Musical, das auf dem großartigen Film von Billy Wilde basiert. Susanne Seefing war die unglücklich liebende Lucy in „Jekyll & Hyde“. Gabriela Kuhn berührte besonders mit „Ich hab geträumt“ aus „Les Miserables“. Dieses bereits vierzig Jahre alte Erfolgsmusical, das in 52 Ländern gespielt wurde, bildete mit fünf Nummern das große Finale des Abends. Dabei konnten auch die männlichen Darsteller brillieren. Oliver Arno, als Gast mit großer Musicalerfahrung dabei, begeisterte mit „Stars“. Zuvor hatte er schon bei dem Song „This Is The Moment“ aus „Jekyll & Hyde“ große Präsenz gezeigt. Lukas Witzel, ebenfalls als Gast und durch seine Mitwirkung in dem Stück „Otello darf nicht platzen“ bekannt, interpretierte „Bring ihn heim“ aus „Les Miserables“. Richtig zu Hochform lief er mit einem Song der Abba-Mitglieder Benny Andersson und Björn Ulvaeus auf: „Anthem“ aus dem Stück „Chess“ hatte er auch im Vorfeld zu seiner Lieblingsnummer erklärt. Eine feine Charakterstudie zeigte Markus Heinrich als bösartig-komischer „Master Of The House“, ebenfalls aus „Les Miserables“.
Ein festlicher Rahmen durch extravagante Kostüme
Diese Nummer fiel auch deshalb heraus, weil bei den meisten anderen Stücken sehr viel Gefühl im Spiel war. Schöne Lichteffekte, elegante Kostüme (für die Frauen Paillettenkleider, für die Männer Smoking) sorgten zusätzlich für einen festlichen Rahmen. Auch die sprachliche Abwechslung, da die Sänger mal auf Deutsch, mal auf Englisch sangen, war gut gewählt.
Leider war die technische Verstärkung der Stimmen nicht immer ganz optimal eingestellt, was vor allem bei den Ensembleszenen an manchen Stellen problematisch klang. So auch bei der Zugabe, die dann endlich den titelgebenden Song zu Gehör brachte. Der rockige Ton des „Queen“-Hits kam daher nicht ganz so authentisch herüber, was aber der Begeisterung an dem Abend insgesamt keinen Abbruch tat.
Das Publikum feierte Sänger und Orchester mit stehenden Ovationen und hätte sich gerne eine weitere Zugabe erklatscht. Aber was kann auf „Queen“ noch folgen? Insgesamt ein kurzweiliger Abend, den man einfach genießen kann. Und genau das tut in diesen Zeiten einfach gut.