Theater: Nichts als Ärger mit den Spenden
„Benefiz“ feiert Samstag Premiere.
Krefeld. Als Dramaturg Martin Vöhringer auf Ingrid Lausund aufmerksam wurde, war sie noch völlig unbekannt. Sie startete gerade am Hamburger Schauspielhaus ihre Laufbahn als Regisseurin. Heute ist sie eine renommierte Theaterautorin — und Vöhringer betreut als Dramaturg die Krefelder Inszenierung ihres Stücks „Benefiz — Jeder rettet einen Afrikaner“, das am Samstag Premiere feiert.
Wie der Titel nahe legt, handelt es sich um eine Komödie. „Ingrid Lausund beherrscht die Komödie. Und mit dem wachen Blick auf zeitgenössische Themen ist sie nah am Kabarett. Doch sie bleibt nicht bei der politischen Satire stehen, sondern widmet sich dem alltäglichen Humor“, sagt Vöhringer.
Das Besondere an Lausund-Stücken sei, dass die Arbeit nicht am Schreibtisch entstehe, sondern auf der Bühne — mit den Schauspielern zusammen. Diese Arbeitsweise mache ihre Stücke so dialog- und spielfähig. „Die Texte kommen schon sehr umgangssprachlich daher und gewinnen erst im Verlauf des Stückes an Schärfe“, beschreibt Regisseurin Christine Hofer.
Den Zuschauern zuliebe wolle sie im Vorfeld auf keinen Fall zu viel verraten, erklärt sie. Weder zum Stück noch zum Bühnenbild, das Dirk Seesemann gestaltet hat. Nur so viel: Fünf Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wollen einen Benefizabend gestalten. Es sollen Spendengelder für eine Schule in Guinea-Bissau gesammelt werden. Die Fünf finden sich zu einer letzten Besprechung zusammen. Sie wollen noch einmal alle Ideen sammeln und gemeinsam offene Fragen klären. „Da knallen die unterschiedlichen Überzeugungen aufeinander“, sagt Hofer. „Im Diskurs mit dem Publikum geht es um Ethik und moralisches Handeln. Die Schauspieler streiten, bilden Koalitionen, die wieder zerbrechen und kommen doch am Ende zu dem Schluss, nur gemeinsam ihr Ziel erreichen zu können.“
Das ernste Thema der politischen Korrektheit hat Ingrid Lausund komödiantisch, voller kleiner Spitzen verarbeitet und lässt zu, dass sich die Zuschauer im Stück wiederfinden. „Beim Lesen des Textes dachte ich oft: Puh, das ist aber gemein, wie sie auf dem Vorsatz zu helfen und Spenden zu sammeln herumhackt. Doch Lausund tut das, ohne zu verletzten und bleibt immer authentisch und ehrlich“, sagt Vöhringer.
Christine Hofer stimmt zu: „Ingrid Lausund gibt allen das Gefühl, anwesend zu sein. Sie versteckt sich nicht. Sie macht nichts vor, ist stimmig und bietet den Zuschauern etwas Handfestes.“