Tscheche schreibt nationale Musik der USA
Antonin Dvorak benutzte indianische Klänge für seine Sinfonie Nr. 9.
Krefeld. „Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir, vor allem soll ich ihnen den Weg ins Gelobte Land und in das Reich der neuen, selbstständigen Kunst weisen. Kurz, eine nationale Musik schaffen.“ So beschrieb Antonin Dvorak seine Aufgabe, die er als neuer Direktor des National Conservatory of Music in New York zu erfüllen hatte. 1892 hatte er seine neue Stelle angetreten und die intensive Beschäftigung mit den Indianermelodien und Plantagenliedern inspirierten ihn zur Komposition seiner 9. Sinfonie, der er selbst spontan den Titel „Aus der Neuen Welt“ gab.
Dennoch bestritt er energisch die Verwendung solcher Volkslieder in seiner Sinfonie. „Es sind meine eigenen Motive und etwas habe ich schon dorthin mitgebracht. Es ist und bleibt also immer tschechische Musik.“ Dieses Etwas, das Dvorak mitgebracht hatte, war kurioserweise aber indianische Musik: Drei Jahre zuvor hatte nämlich eine Indianertruppe mit ihren Tänzen und Gesängen in Prag gastiert. In einem Zeitungsartikel über die Vorstellung waren zwei Notenbeispiele beigefügt. Eines davon nutzte Dvorak in dem langsamen Satz seiner Sinfonie. Die Musik der amerikanischen Indianer wurde von ihm in die Vereinigten Staaten quasi reimportiert.
Der Erfolg der Uraufführung war aber immens. In einem Brief an seinen Verleger notierte der Komponist, er habe sich wie ein König aus der Loge der Carnegie-Hall bedanken müssen.
Dem Violinkonzert Ludwig van Beethovens wurde solche Anerkennung bei der Erstaufführung noch nicht zuteil, obwohl ihm schon damals „manche Schönheit“ attestiert wurde. Entgegen der Erwartungen hatte Beethoven kein Bravourstück, sondern ein höchst anspruchsvolles lyrisches Konzert geschrieben, in dem sich der Solopart und die Begleitung in eine enge Beziehung verflechten.
Ich freue mich sehr, für diese wunderbare Aufgabe Mirijam Contzen gewonnen zu haben, die sich längst auf den wichtigsten Konzertpodien der Welt etabliert hat. Bei den Niederrheinischen Sinfonikern trifft sie auf unseren französischen Gastdirigenten Marc Piollet. Auf das spannende Ergebnis dieser Begegnung können Sie bei unserem 2. Sinfoniekonzert gespannt sein.
Generalmusikdirektor Mihkel Kütson schreibt im Vorfeld der Konzerte exklusiv eine Kolumne für die WZ.