Unerbittlich schlägt das Schicksal zu

Die Sinfoniker wiederholen heute ihren tollen Saisonauftakt.

Krefeld. Schicksalsträchtig meldeten sich die Niederrheinischen Sinfoniker unter Leitung von Graham Jackson aus der Sommerpause zurück. Im sehr gut besuchten Seidenweberhaus spielte das Orchester Verdis Ouvertüre zu "La forza del destino", Rachmaninows Rhapsodie op. 43 und Tschaikowskys Sinfonie Nr. 4, die teils mehr, teils weniger mit Schicksalsmotiven arbeiten.

Der Abend beginnt mit energischen Orchesterschlägen, die Unerbittlichkeit jener Macht andeutend, vor der es kein Entrinnen gibt. Schon der düstere, rastlose Beginn lässt an Beethoven denken, dessen Geist das Konzert zu prägen scheint.

Das ausgezeichnet gespielte Klarinettensolo deutet den Hörern Rettung aus dem Dunkel an, anders als Verdis Protagonisten können sie dem Opernschicksal entgehen und finden Zuflucht in Rachmaninows witzigem, elegantem Werk für Klavier: der Rhapsodie über ein Thema von Paganini.

Dies sind keine tränenschweren Melodien mit russischen Affekten, sondern souverän verwobene Variationen in geistvoller Klangsprache. Anna Malikova wird dem Esprit des Werks vom ersten Ton an gerecht, lässt mit virtuoser Meisterschaft, die ihr fast selbstverständlich zur Verfügung zu stehen scheint, finsteres Moll und die magische Kraft des Themas eindringlich wirken

Während das Orchester schweigt, zaubert sie wundervolle Momente zart getupfter, verspielt perlender Klaviermusik. Pianissimo mischt sich das Orchester ein, bevor mit melodiösen Gesten und eigenwilligen Akzenten die "Wirklichkeit" wiederhergestellt wird. Die Pianistin erhält frenetischen Applaus.

Nach der Pause schlägt das musikalische Schicksal unerbittlich zu in Tschaikowskys vierter Sinfonie, voller Klangsinn und rauschender Leidenschaft und einer Fülle der Farben. Jackson vergisst die Vieldeutigkeit des Melos und die musikalische Genauigkeit nicht einen Moment lang. Lebhafte Begeisterung im Saal, tosender Applaus - ein grandioser Saisonauftakt.

Das Konzert wird am Freitag um 20 Uhr im Seidenweberhaus wiederholt.