Uralte Folianten warten noch auf einen Paten
Stadtbücherei: Helmut Schroers sucht Spender für Buch-Restaurierungen. Uerdingerin spendete 3000 Euro für die fünf Merian-Bände.
Krefeld. Der Einband aus Schweinsleder liegt wieder schön in der Hand. Und die ausklappbaren Stiche von Stadtansichten sind geglättet. 350 Jahre nach der Drucklegung haben die fünf ersten Bände des "Theatrum Europaeum" von Matthäus Merian wieder neuen Glanz erhalten. Helmut Schroers, Leiter der Stadtbücherei, zieht sie aus einem Regal im Domizil an der Steckendorfer Straße hervor und blättert in den Folianten.
Vier Jahre ist es her, dass Schroers diese Schätze aus der Bibliothek des Arndt-Gymnasiums zur Aufbewahrung erhielt und bald nach "Buchpaten" suchte, Krefeldern, die die Kosten für die Restaurierung dieser Schätze übernehmen könnten. Mit großem Erfolg: So blätterte eine Uerdingerin, alte Kundin der Bücherei, für die fünf Merian-Bände glatte 3000 Euro auf den Tisch.
Besonders alt ist ein griechisches Wörterbuch aus dem Jahre 1556, das ebenfalls restauriert werden konnte. Besonders stolz ist Schroers allerdings auf das älteste Buch dieser Sammlung, eine Veröffentlichung des großen Humanisten Erasmus von Rotterdam, 1534 in Basel bei seinem Freund Froben gedruckt. Es verhandelt die Kunst des Briefeschreibens. Daneben stehen im Regal noch das "Satyricon" des Petronius Arbiter von 1643 und ein dünnes Heftchen von 1799 über das erstaunliche Thema "Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen", das thematisch nur noch von dem verschrobenen Traktat über die "Denklehre in reindeutschem Geiste" eines gewissen Professors Tieftrunk übertroffen wird.
Helmut Schroers: "Wir haben noch weitere Buchschätze vorrätig. Allerdings halten wir uns bei der Suche nach weiteren Paten damit zurzeit ein wenig zurück. Es gibt dringlichere Sachen." Eines ist jetzt schon klar, wo genau diese alten Bücher einmal stehen werden in der neuen Mediothek am Theaterplatz. In den geplanten Clubraum, hinter Glas, ganz in der Nähe der Cafeteria. Schroers: "In unserem Medienzeitalter ist es vielleicht wichtig, die Kinder und Jugendlichen einmal auf die Ursprünge allen Lesens hinzuweisen. Besonders eindrucksvoll wäre es, wenn sie dann ein 300 und mehr Jahre altes Buch anschauen können. Das ist dann für sie wie ein Brückenschlag."