Kunst und Mode Weltreisende in Sachen Quilt
In der Szene ist sie bekannt wie ein Popstar: Die Krefelder Designerin Claudia Pfeil hat vor allem in den USA viele Fans.
Krefeld. Claudia Pfeil muss sich an ihrer Longarm-Maschine sputen, denn der Quilt, den sie gerade eingespannt hat, soll am nächsten Tag abgeholt werden, damit er auf die Reise nach Hongkong gehen kann. Sie pendelt ungefähr dreimal im Jahr zwischen ihrem Atelier an der Ritterstraße 166 und Amerika, wo das Quilten weiter verbreitet ist. Natürlich lässt sie dort auch keinen der großen Wettbewerbe aus, in denen sich die Quilt-Szene mit ihren Arbeiten der Jury stellt. Mit Schmunzeln stellt sie fest: „In den USA bin ich bekannter als in Krefeld.“
Ihre künstlerische Handschrift ist wohl eine unverwechselbare, denn sie kann erzählen, dass man dort ihre Quilts erkennt, ohne dass ihr Name daran steht. Etwa ein Jahr vor großen Wettbewerben wird das offizielle Thema bekannt gegeben, das in den Arbeiten umgesetzt werden muss. Auch wenn dann dreißig, vierzig Quilts im „Rennen“ sind, erkennen die Profis Pfeils Handschrift. „Ich bin detailverliebt. Ich setze ein Thema nicht naturalistisch um, aber trotzdem ist es sofort erkennbar.“
Edles Material schätzt sie besonders; so nimmt sie für Wettbewerbe immer Seidenstoffe und setzt gerne noch Unmengen winziger Swarovski-Kristalle auf ihren Quilt. „Das können schon mal ungefähr 50 000 kleine Kristalle werden. Ich zähle hinterher aber höchstens die leeren Schachteln.“ So kommen dann locker Materialkosten von 5000 Euro für einen Show-Quilt zusammen. „Es muss blinken.“
Einen ganz langen Atem verlangt ein Quilt der Meisterklasse. Zehn bis zwölf Monate Arbeit steckt die Textilkünstlerin in einen Quilt für einen Wettbewerb. Dass sie diesen gewinnt, scheint schon fast Routine. Lange Reihen von Auszeichnungen hängen an den Wänden ihres Ateliers. Bei der Sammlung an Turnierschleifen würde jedes Gestüt neidisch werden.
In der vergangenen Woche erst hat sie mit ihrem Quilt Turtle Bay das Festival of Quilts im englischen Birmingham gewonnen. „Ich male mit Stoff und Garn. Ich weiß nie, was am Ende rauskommt“, fasst sie den Arbeitsprozess zusammen, der auch oft ein ganzes Jahr dauert. Er beginnt mit der Beschäftigung der gestellten Wettbewerbsaufgabe. Dann muss der Stoffbestand gesichtet und die in Frage kommenden Stücke gebügelt werden.
Dann kommt „Freund Google“ an die Reihe. Im Internet lässt sie sich inspirieren, welche Assoziationen man zum Thema finden kann, welche Künstler mit anderen Materialien es wie umgesetzt haben. Jetzt kann sie sich mit der Umsetzung aller Anregungen in Stoff und Garn beschäftigen, klären, welche Techniken und Materialien noch zum Einsatz kommen sollen. Und schließlich geht es an das Nähen, das in der Regel am Abend oder am Wochenende stattfinden muss, denn die „normalen“ Arbeitstage füllt sie mit Auftragsarbeiten aus, gibt Kurse und verkauft Stoffe in ihrem Ladenlokal neben den Ateliers.
Alle Aktivitäten rund um das Quilten begannen für die studierte Textildesignerin 1992, als sie „mit dem ersten Kind zu Hause saß“. Sie bekam einen Cutter, ein „Pizzarad zum Stoffschneiden“, in die Hand und war begeistert über die Leichtigkeit, Stoffstücke in allen möglichen Formen schneiden zu können. Bald wurden daraus die ersten Patchwork-Kurse, dann ein kleiner Stoffladen am Westwall und als dieser nicht mehr reichte die Räumlichkeiten an der Ritterstraße. „2005 hat sich alles schlagartig geändert, als ich die erste APQS-Maschine (American Professional Quilting Systems) in Deutschland hatte, mit der man wunderbar mit Garn Linien malen kann.“ Heute gibt sie weltweit darin Kurse.