Kunst Wenn aus übergroßen Bauklötzen Kunst wird
Krefeld · Wolfgang Hahns minimalistische Objektkunst ist unter dem Titel „Stellungsspiel“ zurzeit in der Reihe Pförtnerloge in der Fabrik Heeder zu sehen.
Wer hat nicht gern als Kind mit Bauklötzchen gespielt? Die hölzernen Formen, manchmal bunt, manchmal auch nur aus Naturholz in den unterschiedlichsten Formen: Quader, Zylinder, Winkel und was es alles noch so gab, gehören bis heute zur Ausstattung eines guten Kinderzimmers. Und da gab es noch das etwas anspruchsvollere Pendant aus Plastik, die Klemmbausteine, mit denen sogar richtig komplexe Gebilde gefügt werden konnten.
Ausstellung in der Pförtnerloge sind immer auch raumbezogen
Ein bisschen – nein, das ist untertrieben – wie übergroße hölzerne Bausteine, die ein Kind beim Spielen zusammengesetzt und liegen hat lassen, mutet das Objekt an, das zurzeit in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder zu sehen ist. Dort wird Kunst – emphatisch raumbezogene Kunst – gezeigt. Das heißt Kunst, die sich mit den mittelgroßen indes lichtdurchfluteten Räumlichkeiten der Pförtnerloge der ehemaligen Fabrik auf diese oder jene Weise auseinandersetzt. Sie entweder diskursiv bricht, sich mit ihr auf künstlerische Weise vermählt oder sie nutzt, um Kunst-Räume oder Erfahrungsräume mittels raumgreifender Installationen zu schaffen. Mit Unterstützung des Kulturbüros Krefeld zeigt der BBK Niederrhein (Bundesverband Bildender Künstler) jährlich drei Ausstellungen. Übrigens aktuell unterstützt durch die Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld.
Doch wie passt das, was nun dort zu sehen ist, in diesen Kontext? Wieso ist das Kunst, mag sich vielleicht der eine oder andere fragen. Die Arbeit, die nun dort ausgestellt ist, und zurzeit wie eine mehrfach ineinandergelegtes „W“ anmutet, stammt von dem Mönchengladbacher Bildhauer Wolfgang Hahn. Und ja, es ist Kunst – nicht nur wegen der retro Stehleuchte, wie sie von Fotografen genutzt wird, die neben dem Objekt steht und die Fantasie des Betrachters anregt. Man denkt sogleich an Konzeptkunst, an Licht und Schatten, an einen ästhetischen Diskurs zwischen einfachster Form und Abbildung, für die diese Lampe stehen mag. Aber lassen wir uns nicht verführen, hier in die Ecke der Konzeptkunst zu denken – alles der Reihe nach.
Hahns bildhauerische Arbeiten zeichnet seit Langem die Auseinandersetzung mit einfachsten Formen aus. Fast wie eben jene Bauklötze oder Legosteine – die laut seiner Website auch eine tragende Rolle in seiner Werkgeschichte spielen – muten seine Skulpturen und Plastiken an. Mal vollkommen gegenstandslos, als reine geometrische Figuren, mal mit Andeutungen, die an abstrahierte menschliche Körper oder an Gebrauchsgegenstände erinnern. Bei alledem liegt hinter den Objekten eine Wurzel in Zeichnungen, zeichnerischen Prozessen, die sich schließlich ihren Weg in die Dreidimensionalität gesucht haben.
Hahn, geboren 1953 in Anrath am Niederrhein, studierte in Aachen und Kassel, hatte Ausflüge nach Amerika gemacht und entwickelte sich mit seiner Kunst recht parallel zu damals aktuellen bildhauerischen Strömungen wie Minimal Art. Man mag vielleicht an den amerikanischen Künstler Donald Judd erinnert werden. Dann aber wiederum nicht; denn Hahns Minimalismus und der postmoderne Touch seiner Arbeiten wird durch ein stets spielerisches und vielleicht humorvolles Element aufgebrochen. Und der Kontrast zwischen gemasertem Holz, der natürlichen Anmutung und der reinen geometrischen Form ist besonders faszinierend. Auch auf seine Art spielerisch und reizvoll.
So auch in seiner aktuellen Ausstellung unter dem Titel „Stellungsspiel“. Einen zentralen Aspekt seiner Kunst haben wir noch nicht ausreichend besprochen. Licht und Schatten – denn die kantigen Objekte, wie auch das aus Sperrholz gezimmerte Objekt hier in der Pförtnerloge, eignen sich hervorragend um ein freies Spiel mit Licht und Schattenwürfen zu gewähren. So wird das Objekt auch stets im Dunkeln mittels der Fotografen-Lampe, die allerdings auf den Boden tief stehen wird, beleuchtet und Schatten an die Wand werfen.
Übrigens Spiel. Der spielerische Aspekt, ganz wie beim Bauklötzchenbau, ist auch sonst für Hahn ein zentraler Modus seiner Kunst. So wird die Konfiguration des Objektes, das aus zwei Teilen besteht, immer wieder – wöchentlich – von Hahn selbst verändert werden. So entstehen ganz neue Formen. Die dann doch eigentlich nicht wirklich neu sind, denn man kennt derartige Steckspiele mit rechteckigen, in diesem Fall auf quadratischen Strukturen basierenden Formen ja aus verschiedenem Kontext. Allerdings auch mit neuen Schattenwürfen und verraten den ästhetischen Unterbau dieser Installation. Jener mag kurz gefasst eine absolute Reduktion auf simple Formen in Raum, ohne tiefere hermeneutische Ebene sein. Kunst, die gerade, weil sie eigentlich keine Kunst sein will, zu einer sehr eigenen Art von Kunst wird, die indes in ihrer Idee auch nicht neu ist. Trotzdem sehenswert.
Die Ausstellung in der Pförtnerloge (Fabrik Heeder Virchowstraße 130) ist vom 1. Februar bis zum 15. März zu sehen und von außen jederzeit einsehbar.