Will Cassel: Wir Wolken-Tiere reisen durch die Zeit

Will Cassel präsentiert seine Jahresausstellung bis zum 21. Dezember – eine üppige und bunte „Jahresernte“.

Krefeld. „Der Alte wird immer älter – doch wie Johannes Heesters bin ich noch nicht!“: Mit einem verschmitzten Lächeln begrüßt Will Cassel seine Besucher im Foyer des Seidenweberhauses. Seit vielen Jahren zeigt der Krefelder Künstler hier in der Adventszeit seine „Jahresernte“.

Auch wenn seine Sehkraft inzwischen etwas nachlässt, malt der 81-Jährige jeden Tag bis zu vier Stunden. „Ich male mit dem Kopf und dem Bauch und werde malen, bis ich umfalle“, verkündet er zu Beginn seiner traditionellen Performance.

Als Zugeständnis an das Alter findet die Performance über das Sein an einem Tisch statt und nicht mehr am Boden.

„Ich klettere auch nicht mehr an Fassaden herum“, meint er im Hinblick auf seinen Entwurf für die Neugestaltung der Fassade der Werkkunstschule. Die Originalkartons sind in der Ausstellung zu sehen, auf die Fassade übertragen werden sie andere.

Bei seiner Performance gibt sich Cassel ganz philosophisch. „Vergangenheit und Zukunft“ ist sein Thema. Dazu breitet er auf einem schwarzen Tisch weiße Tücher auf, um sich dann selbst „wie ein alter Grieche“ ein weißes Tuch umzuhängen. Er spricht von Platons Höhlengleichnis, von seinen Zwergen, die er mit dem menschlichen Sein gleichsetzt.

Im Gegensatz zu dieser schwarzweißen Askese strahlen die Farben auf seinen vielen Bildern kunterbunt. Sein Programm ist „breit“ wie er selbst sagt und doch kreist es um wenige, ewig gültige Themen.

Die Abfolge der Jahreszeiten spiegelt sich in blühenden Bäumen und üppig grünen Weiden wider. Der Kreislauf des Lebens, die Eitelkeit der Menschen im bunten Welttheater – all das findet man in den Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen.

In den kleinen Collagen schimmert zwischen bunten Farbflecken etwas Goldpapier, auch eine plattgedrückte Cola-Dose ist verarbeitet.

Fundstücke spielen im Werk des Künstlers immer eine wichtige Rolle und auch den einfachsten Dingen gewinnt er eine besondere Bedeutung ab. So sind die Bruchstücke seiner weißen Gipszwerge Wolken für ihn.

„Wir Wolken-Tiere reisen durch die Zeit“ heißt es auf einem seiner Bilder. Möge Cassels Zeitreise auch im nächsten Jahr wieder eine reiche Ernte einbringen.

Bis 21. Dezember, geöffnet Mo. bis Sa. 16 bis 18 Uhr, So 11.30 bis 16.30 Uhr, Führung mit dem Künstler am 21. 12. um 11.45 und 15 Uhr.