Aktion im Theater: Künstler erheben nach der Vorstellung ihre Stimme

Das Ensemble wendet sich direkt ans Publikum. Die Zuschauer sollen Briefe schreiben.

Krefeld. Johnny Cash ist erschienen, auch Dantons Leidensgenosse Camille und sein intriganter Gegenspieler St. Just stehen im Sitzungssaal C2 des Rathauses. Die Darsteller aus dem Ensemble der Städtischen Bühnen wollen mit eigenen Ohren hören, welche Pläne die Politik für das Theater hat.

Bei der entscheidenden Sitzung des Theaterkuratoriums am Dienstagabend war bereits zu erahnen, dass die Künstler ihre abwartende Haltung aufgeben. Lange haben sie die teils polemische Finanzdebatte still verfolgt, mit "Unverständnis und Frust", wie ihr Intendant Jens Pesel sagt: "Ihre Arbeit wird missachtet, wenn nicht gar entwürdigt."

Nun ist das Schweigen gebrochen. Seit Mittwochabend wenden sich die Schauspieler, Sänger und Tänzer nach jeder Vorstellung an ihr Publikum. "Wie Sie heute Abend erlebt haben, spielen wir sehr gerne für Sie", heißt es in der Erklärung. "Und wir möchten auch in Zukunft für Sie spielen - alle."

Dass dies nicht der Fall sein wird, wenn die Sparer ihren Kurs durchsetzen, macht das Ensemble drastisch deutlich: Gastschauspieler und -musiker, deren Arbeit künftig nicht mehr finanziebar wäre, sind mit einem großen roten "X" markiert. Bei "Jesus Christ Superstar" sind das auch "Jesus" Christian Venzke und "Judas" Ralf Meyring.

Gemeinsam wirbt das Ensemble um die Solidarität des Publikums - und um tatkräftige Unterstützung. Auf einem Flugblatt sind die Adressen aller Ratsfraktionen in Krefeld und Mönchengladbach aufgelistet.

"Machen Sie den verantwortlichen Politikern deutlich, dass Sie auf uns und unsere Kollegen nicht verzichten wollen. Bitte schreiben Sie Mails, Briefe oder Postkarten", fordern die Aktiven auf der Bühne.

Laut Theatersprecher Martin Siebold ist die Idee für die Aktion im Ensemble entstanden. Sie soll mindestens bis zum 17. Dezember weiterlaufen - dann ist Ratssitzung in Mönchengladbach. Und wieder wird es eine Mahnwache fürs Theater geben.