Justus Frantz, ein Dirigent am Puls der Zeit

Mit sichtbarer Freude und unbändiger Kraft füllt Justus Frantz Bachs Werke mit Leben.

Krefeld. Johann Sebastian Bach intensiv und voller Leben: So engagiert musizierte die Philharmonie der Nationen unter Leitung von Justus Frantz in der Friedenskirche, dass die Erinnerung dieses Klanges den Wunsch weckt, so müsse es doch immer sein.

Die Musiker beginnen mit der Orchestersuite Nr. 2 h-moll und zeichnen die stilisierten Tänze der Suite mit immer deutlicherer Klangqualität nach, kosten die rhythmischen Eigenheiten aus. Der ausgezeichnete Flötist Aaron Dan meistert seinen solistischen Part virtuos, voller Spielfreude.

Es folgt Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3. Die vielfältigen motivischen Beziehungen, die sich polyphon durch alle Streichergruppen ziehen, werden deutlich. Fast möchte man die Rasanz des Pulses, der der rhythmischen Gestaltung zugrunde liegt, als "Drive" bezeichnen. Voller Spannung flechten sich die Stimmen ineinander und lassen kaum ein Atemholen zu.

So auch im Brandenburgischen Konzert Nr. 5 von Bach, das als erstes Klavierkonzert gilt. Hier spielt Justus Frantz den Solopart am Cembalo, das in diesem Raum merkwürdig matt klingt. Er dirigiert vom Instrument aus, wie es ja in der Zeit Bachs gängige Praxis war.

Hier kommen zum Solo des Cembalos wieder die Flöte und die Violine, mit warmem Ton gespielt vom Konzertmeister Catalin Desaga. Bach als neues Erlebnis von Spannung und Intensität, als immer wieder neue Herausforderung.

Im zweiten Teil eröffnet das Ensemble eine weitere Klangwelt, die der späten Romantik durch die Serenade Souvenir de Florence d-moll, op. 70 von Tschaikowski. Temperamentvoll und mit fast unbändiger Kraft kostet das Ensemble die rhythmischen Finessen des ersten Satzes aus, der dritte Satz lässt die Ausgelassenheit russischen Tanzes erahnen.

Mit anhaltender Freude, die auch Justus Frantz’ Dirigat auszeichnet, stürmt die temperamentvolle Folge von Motiven und rhythmischer Spannung dem Schluss zu. Und damit nicht genug. Das Publikum fordert eine Zugabe und bekommt das Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli, sanft und intensiv.