Lebensmittelüberwachung Lebensmittel: Nur zwei von fünf nötigen Kontrollen finden statt

Krefeld · „Foodwatch“ stellt Überwachungsämtern ein mieses Zeugnis aus. Krefeld schneidet in NRW am schlechtesten ab.

Ein Lebensmittelkontrolleur überprüft bei einer Betriebskontrolle die Temperatur eines Hähnchens. Doch Kontrollen in Krefeld gibt es viel zu selten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Lebensmittelkontrollbehörde in Krefeld ist eklatant unterbesetzt. Nur zwei von fünf Kontrollen in den gastronomischen Betrieben finden deshalb statt. Dies ist das – auf die Stadt heruntergebrochene – Fazit des Vereins Foodwatch, der sich mit den Rechten von Verbrauchern und der Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzt.

Die Stadt Krefeld selbst sieht die gesetzlichen Vorgaben erfüllt – und will damit an dem Zustand nichts ändern. Zudem gebe es derzeit einen hohen Krankenstand. Es bestehe aber keine Gefahr für die Verbraucher.

In Krefeld unterliegen laut Foodwatch 2354 Betriebe der Kontrolle des Amtes für Lebensmittelüberwachung. Die elf Mitarbeiter des Amtes müssen laut des Vereins 1677 Kontrollen durchführen – schaffen aber nur 670. Und kommen damit noch nicht mal auf 40 Prozent der erforderlichen Kontrollen. Anders ausgedrückt: Nur zwei von fünf Kontrollen in den Betrieben finden statt.

Krefeld befindet sich damit im tiefroten Bereich und erzielt laut Foodwatch von allen Ämtern in Städten und Kreisen das schlechteste Ergebnis in ganz Nordrhein-Westfalen überhaupt.

Foodwatch prangert damit einen Verstoß gegen die Vorgabe an, den Schutz der Verbraucher sicherzustellen, weil diese vor Hygienemängeln nur unzureichend geschützt würden. Doch nicht nur das: Der Berliner Verein, der sich auch „Die Essensretter“ nennt, sieht in der gängigen Praxis eine Wettbewerbsverzerrung. Sauber arbeitende Qualitätsbetriebe, die Engagement und Geld für diesen Anspruch investierten, würden benachteiligt, weil „schwarze Schafe“ zu einem großen Teil unbehelligt blieben.

In Krefeld sind laut Foodwatch elf Lebensmittelkontrolleure für die Untersuchungen der Betriebe zuständig. Offenbar zu wenig, um das Pensum zu schaffen, sagen die Verantwortlichen des Vereins. Doch es fehle die rechtliche Möglichkeit, dagegen vorzugehen. „Keine Verbraucherin, kein Verbraucher hat eine rechtlich verbriefte Möglichkeit, die Behörden dazu zu zwingen, ihren Job zu machen“, heißt es. Und die Fachaufsicht für die Lebensmittelkontrollbehörden hätten in aller Regel in der letzten Instanz die zuständigen Ministerien der Bundesländer. „Obwohl die regelmäßigen Verstöße der Behörden gegen die Vorgaben bekannt sind, ist Foodwatch keine Ministerin, kein Minister bekannt, der das Recht konsequent durchsetzt und die Missstände beseitigt“, heißt es weiter.

Wie eine Sprecherin der Stadt erklärt, handele es sich bei den von Foodwacht aufgeführten Kontrollen lediglich um die Plankontrollen. „Daneben besteht eine Vielzahl weiterer Aufgaben der Lebensmittelkontrolleure, insbesondere Beschwerdekontrollen, Schnellwarnungsüberprüfungen, Überprüfung von Gewerbean- und -abmeldungen sowie Nachkontrollen und diverse Verwaltungstätigkeiten. Zudem besteht in der Abteilung Veterinär- und Lebensmittelüberwachung derzeit ein hoher Krankenstand, der dazu führt, dass die vorgenannten Aufgaben nach Priorisierung abgearbeitet werden müssen.“

Als Beispiel, dass der Schutz der Verbraucher dennoch sichergestellt sei, habe der Rückruf der Wilke-Wurst-Waren in Krefeld gezeigt. „Diese umfangreiche Rückrufaktion wurde problemlos durchgeführt.“

Eine Änderung der Stellenprobleme wird es laut Stadt nicht geben: „Sofern keine gesetzlichen Änderungen eintreten, sind keine Änderungen vorgesehen, da die derzeitigen Aufgaben die gesetzlichen Vorgaben erfüllen.“

Doch nicht nur die Verbraucher sieht Foodwatch als die Schwächsten in der Kette an. „Die Kontrolleure, die einen harten Job machen, werden von der Politik im Stich gelassen“, sagt Geschäftsführer Martin Rücker.