Prozess um Betrüger-Bande Leitfaden für systematischen Betrug verlesen
Im Prozess um den mutmaßlichen Kopf einer Betrüger-Bande wurden am 4. Prozesstag mehrere Call-Center—Mitarbeiter befragt.
Krefeld. Die Verhandlung am Krefelder Landgericht im Prozess um den mutmaßlichen Kopf einer Betrüger-Bande, die durch systematische Telefonverkäufe einen Millionen-Schaden verursacht haben soll, ging gestern in die vierte Runde.
Als Zeugen sagten unter anderem zwei ehemalige Mitarbeiter eines Call-Centers aus. Durch ihre Aussagen erhoffte sich das Gericht, weitere Aufschlüsse über die Vorgehensweise der mutmaßlichen Betrüger zu erhalten. Dazu wurden während der Zeugenvernehmungen auch verschiedene Leitfäden verlesen, die die Ermittler bei ihren Durchsuchungen gefunden hatten. In diesen war detailliert aufgeführt, wie die Call-Center-Mitarbeiter sich bei bei Telefonanrufen zu verhalten hätten.
Die mutmaßlichen Betrüger sollen über systematische Telefonverkäufe rund 270 000 Menschen geschädigt und dabei einen Schaden von rund 66 Millionen Euro verursacht haben.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte B. maßgeblich an der Ausarbeitung dieser Leitfäden beteiligt war.
Im Gegensatz zu den vernommenen Zeugen schwieg B. jedoch auch am vierten Prozesstag. Ein Ermittler hatte bereits zuvor Aufschluss darüber gegeben, dass die Auswahl der Kunden durch ein automatisiertes Anwahlprogramm erfolgte. Hob am anderen Ende der Leitung jemand ab, begannen die Call-Center-Mitarbeiter dem Leitfaden zufolge das Verkaufsgespräch.
Neben den beiden Call-Center—Mitarbeitern sagte gestern auch ein Buchhalter der ehemaligen Firma von B. aus.
Mit einer schnellen Urteilsverkündung ist nicht zu rechnen. Nach derzeitigem Stand sind 30 weitere Verhandlungstage für den Fall angesetzt. Mit einem Urteil ist erst 2016 zu rechnen. Die Verhandlung wird am 3. Juni fortgesetzt.