Letzter Ausweg: Pfandhaus
Die Leihhäuser verzeichnen stetig steigende Umsätze. Auch in Krefeld laufen die Geschäfte prächtig. Neue Kunden und der hohe Goldpreis sind der Grund.
Krefeld. Es klingelt. Ein paar Sekunden später schon wieder. Und dann noch einmal. Dabei hat es gerade Geld gegeben. Vor allem Ende des Monats häufen sich die Kunden, die etwas beleihen wollen, dann schellt die Türglocke bis zu 400 Mal am Tag. Sonst ist es ruhiger. Still steht die Klingel aber nie.
Ja, die Pfandhäuser haben ein Hoch. Das Jahr 2009 war für die Branche nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP) sogar das erfolgreichste aller Zeiten.
Auch Kurt Schuhmachers vom gleichnamigen Pfandhaus an der Luisenstraße - dort, wo die Klingel selten still steht - ist nicht unzufrieden. Und das, obwohl die Konjunktur wieder anzieht. "Etwa zehn bis 15 Prozent Neukunden konnten wir verzeichnen", sagt er. "Deren Umsätze sind jedoch nicht so gravierend." Denn es seien vor allem junge Leute, die technische Geräte versetzen.
Die bringen dem Kunden aber nicht so viel Bargeld und somit dem Verleiher nicht so hohe Zinsen. "Dass die Umsätze trotzdem steigen, liegt am hohen Goldpreis", sagt Schuhmachers. Goldschmuck bringt mehr Geld, also auch mehr Zinsen und Gebühren für den Verleiher.
"Während früher noch Hinz und Kunz hierher kamen, sind heute rund 50 Prozent der Kunden südländisch", sagt Schuhmachers. Außerdem seien viele Hartz IV-Empfänger darunter.
Nur der "letzte Ausweg" dürfe die Pfandleihe sein, sagt Georg Tryba, Pressesprecher der Verbraucherzentrale NRW. Denn die Zinsen seien viel zu hoch. "Lieber sollte man den Dispokredit ausreizen." Denn ein Prozent Zinsen plus drei bis vier Prozent Gebühren pro Monat höre sich nicht viel an, in absoluten Zahlen sehe das jedoch ganz anders aus.
Trotz Kritik der Verbraucherzentrale: Auch die Umsätze des Autopfandhauses Dap an der Magdeburger Straße steigen stetig, sagt der Geschäftsführer Martin Ostgathe. Sein Klientel: vor allem Handwerker und Selbstständige. Sie beleihen ihre Fahrzeuge, weil Ausstände nicht bezahlt wurden und sie selbst in Vorkasse treten müssen oder wollen oder weil das Finanzamt Geld einfordert. "Vom Transporter bis zum Cabrio habe ich schon alles beliehen."
Zurück zum Pfandhaus Schuhmachers. Vor dem Schaufenster steht ein Mann und betrachtet die Auslagen: Uhren, Armreifen, Ringe. Reinschauen kann er nicht. Er geht zur Eingangstür und klingelt.
Wie in einer Bank sitzen die Mitarbeiter hinter einer Scheibe. Einer mustert ein Schmuckstück durch eine Lupe. Vor der Scheibe ist kaum Platz. Dort steht eine Kundin. "Einhundert, zweihundert, fünfzig, siebzig." Sie zählt lautlos, nur ihre Lippen bewegen sich dabei. Hinter ihr wartet der neue Kunde. Dann klingelt es wieder. Und der Türöffner summt.