Stadtverwaltung setzt auf Nachwuchs
Entgegen dem NRW-Trend hat Krefeld 2010 mehr Lehrlinge als im Vorjahr eingestellt. Magdalena Dahlen ist eine von 46.
Krefeld. Fünf Jahre lang hat nur das Boxen ihr Leben bestimmt, jetzt kümmert sie sich um die Daten der Krefelder Bürger. Magdalena Dahlen hat am 2. August ihre Ausbildung zur Stadtsekretärin im Einwohnermeldeamt begonnen.
Es ist die erste von mehreren Stationen, die sie durchlaufen wird. "Das ist schon eine ziemlich große Umstellung für mich", sagt die 25-Jährige. "Aber es wurde Zeit, dass mein Leben mehr Struktur bekommt."
Dass sie sich ausgerechnet für eine Ausbildung in der Stadtverwaltung entschieden hat, hatte mehrere Gründe: "Die geregelten Arbeitszeiten machen es möglich, weiter meinem Sport nachzugehen, und die Arbeit interessiert mich", zählt sie auf. "Außerdem muss ich zugeben, dass die Sicherheit einer Beamtenlaufbahn sehr verlockend ist."
Magdalena Dahlen ist eine von insgesamt 46 neuen Azubis, die 2010 ihre Lehre bei der Stadt angefangen haben - in zehn gewerblich-technischen sowie vier Beamtenberufen. Das sind zwei Lehrlinge mehr als im Vorjahr und 16 mehr als 2008. Damit widersetzt sich Krefeld einem NRW-Trend.
Denn viele finanziell klamme Kommunen dürfen weniger oder gar keine Nachwuchskräfte mehr ausbilden. Für die Stadt Wuppertal, die mit einem Nothaushalt wirtschaftet, verhängte die Bezirksregierung Düsseldorf einen Ausbildungsstopp. Die 40angemeldeten Lehrstellen wurden nicht genehmigt.
In Duisburg machten früher jährlich 100 Leute eine Lehre bei der Stadt, jetzt sind es nur noch 60. Auch die Stadt Essen hat 30 Ausbildungsstellen gestrichen. Aus Sparzwang geht mit dem Ausbildungs- oft auch der Einstellungsstopp einher. Personalmanager fürchten daher eine schleichende Überalterung in den Stadtverwaltungen - mit allen Konsequenzen.
Dabei sind gute Nachwuchskräfte sehr gefragt. "Bisher konnten bis auf den Bereich der Feuerwehr noch ausreichend geeignete Bewerber gefunden werden", sagt die Krefelder Stadtsprecherin Angelika Peters. "Das Thema beschäftigt allerdings die Stadtverwaltungen bundesweit seit langem."
Denn die demographische Entwicklung verschärfe die Konkurrenz zur freien Wirtschaft und zu anderen Städten um gut ausgebildeten Nachwuchs. Allein durch den Ausbau der Betreuung der Unter-Dreijährigen werden in Krefeld 200 Erzieherinnen und Erzieher gebraucht.
Auch bei der Übernahme der Azubis trotzt Krefeld dem Bundestrend. "Mit einem erfolgreichen Abschluss haben wir die Auszubildenden mindestens befristet übernommen", berichtet Peters.
Um die Chancen der Lehrlinge, die nicht dauerhaft angestellt werden können, auf einen Job in der freien Wirtschaft zu erhöhen, arbeitet die Stadt bei bestimmten Ausbildungszweigen auch mit der örtlichen Wirtschaft zusammen. "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht", sagt die Stadtsprecherin. "Angehende Bestattungsfachkräfte absolvieren zum Beispiel einen Teil ihrer Ausbildung in der Verwaltung und einen Teil im Betrieb."