Paralympics Ein Hülser in Rio de Janeiro
Krefeld. Die olympische Welt ist für Christoph Müller nicht neu. Der Tennislehrer war bei den Spielen 2012 in London dabei. Damals wie heute als Bundestrainer für die Rollstuhl-Tennisspieler.
In Rio den Janeiro wird der 45-Jährige bei den Paralympics die 26-jährige Berlinerin und querschnittsgelähmte Katharina Krüger coachen — die derzeitige Nummer neun der Welt.
Am 31. August beginnt in Frankfurt die Reise, die möglichst zwei Wochen dauern soll. Dann wäre das Endspiel in der Damen-Konkurrenz erreicht. Seit zehn Jahren schon ist der gebürtige Hülser Bundestrainer.
Nebenbei trainiert er noch im Kreis Krefeld Rollstuhlfahrer und „Fußgänger“, wie er sagt. Das Rollstuhl-Tennis fasziniert den Krefelder: „Es ist die Koordination, das Zusammenspiel zwischen der Fahrarbeit und den Schlägen. Das ist höchst anspruchsvoll.“ Eigentlich war auch die 40-jährige Bielefelderin Sabine Ellerbrock in seinem Kader — doch musste sie aus privaten Gründen absagen. So wird er sich nun nur um die Berlinerin Krüger kümmern. Für sie ist es bereits die dritte Teilnahme an Olympia. Nach 2008, 2012, wo sie jeweils an der Weltranglistenersten scheiterte, hofft Müller in einem Feld von 32 Teilnehmerinnen nun auf ein besseres Los. Krüger tritt nur im Einzel an.
Müller ist der weiten Tennis-Welt unterwegs, verfolgt, wenn auch nicht immer live vor Ort, seine Schützlinge bei den Turnieren. Krüger ist Profi, spielt im Jahr bis zu 30 Turniere. Müller: „Ich kommuniziere viel mit den Privat-Trainern der Spielerinnen. Wir besprechen auch die Planungen. Zudem mache ich auch Lehrgänge.
Bei 30 Turnieren ist man viel unterwegs.“ Rund drei Monate im Jahr ist er mit Krüger zusammen, immer dann eine Woche am Stück. Die Vorbereitung auf Rio läuft. Nach der Ankunft in Brasilien steht eine Woche Akklimatisierung im Vordergrund. Vor Ort arbeitet Müller mit den Ärzten und Physiotherapeuten im Deutschen Haus zusammen. Müller: „Wir gehen es an wie jedes große Turnier.“
Eine Besonderheit aber seien die Spiele in Rio natürlich: „Die Paralympics sind in der Bedeutung am höchsten angesiedelt. Man tritt da als Gesamtteam an, als Deutschland-Familie. Man ist ein Teil der Familie im Behindertensport.“
Vor wenigen Tagen erst wurde bekannt, dass das Budget für die Paralympics von den Veranstaltern gekürzt werden musste, um die Austragung zu sichern. Einschränkungen aber befürchtet Müller nicht: „Das nationale Komitee ist noch nicht auf uns zugekommen. Wir gehen davon aus, dass für uns alles so bleiben wird wie geplant.“ Wenn nach den Spielen noch Zeit bleibt, möchte Müller mit einem Freund aus Rio noch ein bisschen die Stadt oder das Land erkunden. Doch erst einmal liegt der Fokus uneingeschränkt auf dem Sportlichen.