Fußball: Ärger um das Sonntagsspiel
Der Kreis 6 (Kempen-Krefeld) distanziert sich vom Boykott der Revier-Fußballer.
Krefeld/Kreis Viersen. Im Revier rumort es. Vereine begehren auf. Der Fußball-Kreis 12 (Gelsenkirchen/Gladbeck und Kirchhellen) wird wegen des künftigen Sonntagsspiels in der Bundesliga um 15.30 Uhr (ab der Saison 2009/2010) und des generellen "Salami-Spieltags" den kommenden Kreisliga-Spieltag nahezu komplett ausfallen lassen.
Mehr als 60 Vereine zeigen sich mit den Initiatoren der spektakulären Maßnahme, den Fußballern vom SC Schaffrath, einem 1959 gegründeten Vorstadt-Klub aus Gelsenkirchen (A-Liga) solidarisch. Hintergrund sind drohende Einnahmeverluste. Wer schaut denn noch Kreisliga, heißt es im Revier, wenn am Sonntagnachmittag großer Fußball angesagt ist und die Bundesliga spielt.
Hubert Hinrichs, Sprecher des Fußball-Kreises Kempen/Krefeld, versteht die ganze Aufregung nicht so recht: "Bei uns ist von einem Aufbegehren nichts zu spüren. Ich frage mich doch zunächst: Wo sind denn überhaupt die Zuschauer im Amateur-Fußball?"
Man müsse die Kirche im Dorf lassen, so der Funktionär weiter. Stattdessen appelliere er an die Vereine, einfach ihren Spielplan flexibler zu gestalten, auch mal auf Donnerstag, Freitag oder Samstag zu gehen.
Hinrichs: "Wenn in der neuen Saison beispielsweise Gladbach und Schalke an einem Sonntag im Borussia-Park gegeneinander antreten und zeitgleich der VfR Fischeln auf den KFC Uerdingen treffen sollte, dann traue ich dem VfR-Präsidenten Thomas Schlösser ohne Bedenken zu, einen attraktiven Termin oder eine passable Anstoßzeit für das Derby zu finden."
Inzwischen hat der Fußball-Verband Westfalen, der die Streikankündigung auf das Heftigste monierte, interveniert und löste das Problem auf die Weise, dass der kommende Spieltag in der Kreisliga A, "nur" verlegt wird. Damit werden mögliche Folgen des Boykotts wie Strafen oder Punktabzüge abgewendet.
Ansonsten bleibt es dabei. Die Kreisliga-Fußballer aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen stellen für einen Sonntag ihren Spielbetrieb ein.
Die Zeiten, da Amateur-Fußballspiele gut besucht sind, gehören, so Hubert Hinrichs weiter, längst der Vergangenheit an. Die Blütezeit ist in der Tat vorbei. In den Sechziger Jahren war das ganz anders. Wenn Landesligist TSV Kaldenkirchen (mit Bruno Lindackers und Benno Iffländer) an der Grenze auf Union Breyell oder den Lobbericher SC traf, waren mehr als 2000 Zuschauer das Minimum.
Beispiel 1. FC Viersen: die Kampfbahn im Baggerfeld war zum Bersten gefüllt, wenn der damalige Verbandsligist (mir Hardy Manderfeld oder Torwarthüne Roland Maus) die Klinge mit Union Ohligs oder dem VfL Benrath kreuzte.
Glänzend besucht war zu Zeiten der Levels-Brüder auch die St. Töniser Jahnkampfbahn, die alte Süchtelner Waldkampfbahn mit der steilen Südkurve, die Christian-Rötzel-Kampfbahn in Breyell (mit Heinz Lenßen als Topspieler) oder der Platz in Lobberich, wo der Name Preuten für Qualität stand.
Nicht zu vergessen das urige Gelände an der Kindter Straße in Schaag, auf dem Torjäger Karl-Heinz Bellen zu Landesligazeiten oft goldrichtig stand und nach Belieben traf.
Die WZ hat sich bei den heimischen Amateur-Fußball-Vereinen einmal umgehört und deren Meinung zum Streik im Revier eingeholt (siehe Info-Kasten).