Handball: Ein teurer Wurf auf den Schiri

Ein Unparteiischer fordert von Giuseppe Iavarone vom Krefelder Turnklub 4000 Euro Schmerzensgeld.

Krefeld. Giuseppe „Pino“ Iavarone ist Krefelder und Italiener zugleich. Sein sportliches Herz schlägt von Kindesbeinen an für den „Pallamano“, wie seine Landsleute den Handball bezeichnen. Doch der 23-jährige aktive Spieler und Schiedsrichter hat den Glauben an die Sportart vor einigen Tagen verloren. „Mir wird ganz übel mitgespielt. Ich habe einen Fehler begangen, für den ich natürlich auf der sportlichen Ebene bestraft werden muss. Aber nun nimmt das ganze einen Rahmen an, bei dem ich nicht mehr mitkomme“, sagt der Spieler des Krefelder Turnklubs (KTK) den Tränen nahe. Was ist passiert?

Anfang allen Übels ist das Spiel des KTK bei der Turnerschaft St. Tönis am Samstag, 13. Februar. Dort schlug laut Durchschlag des Spielberichts, der der WZ vorliegt, „der Spieler Nummer 3, Guiseppe Iavarone, mit dem Ball in einer Plastiktüte dem Schiedsrichter Sascha Ansmann auf den Rücken. Sonderbericht folgt.“

Die Eintragung von Ansmann, der aus Mönchengladbach stammt und für den TV Aldekerk pfeift, verändert nun die Welt des kleinen italienischen Handballspielers schlagartig. Was in dem angekündigten Sonderbericht genau festgehalten ist, weiß der quirlige Rechtsaußen bis heute nicht. Auch Horst Möller von der Spielleitenden Stelle des Handball-Verbandes Niederrhein, dem der Sonderbericht mittlerweile vorliegt, gibt der WZ gegenüber mit Verweis auf ein schwebendes Verfahrens keine Auskunft.

Doch noch bevor Iavarone selbst Informationen einholen konnte, flatterte dem KTK-Spieler am vergangenen Donnerstag von seinem Schiedsrichterkollegen über dessen Anwalt ein ganz anderes Schreiben in den Briefkasten. Darin macht Ansmann Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche „wegen der verübten Tätlichkeit und schweren Körperverletzung im Anschluss an ein Handballspiel“ geltend. Von Verletzungen an Nacken, Hals und Rücken ist in dem Schreiben die Rede.

Ein Internist habe ein Schleudertrauma (HWS-Distorsion) und eine Schädelprellung festgestellt. Aufgrund ähnlicher Vorfälle setzt der Mönchengladbacher Anwalt ein Schmerzensgeld von 4000 Euro fest, Iavarone soll zudem eine Erklärung abgeben, alle weiteren, aus den Verletzungen resultierenden Schäden und Kosten zu übernehmen. Schiedsrichter Sascha Ansmann verweigerte auf WZ-Anfrage jede Auskunft mit dem Verweis auf ein schwebendes Verfahren.

Die Wut Iavarones auf seinen Schiedsrichterkollegen war während des Spiels entstanden, weil der Unparteiische mit vielen merkwürdigen Entscheidungen gegen den Turnklub für Unmut sorgte. „Herr Ansmann toppt mit seiner Klage seine katastrophale Schiedsrichterleistung. Hier geht es nicht mehr um den Sport allein. Er ist von dem Ball am Rücken berührt worden. Wie soll es dabei eine Schädelprellung geben?“, sagt KTK-Trainer Peter Oehlers, der die Welt nicht mehr versteht.

In Handball-Funktionärskreisen heißt es, schon seit längerem gebe es bei Spielen, die der Schiedsrichter Ansmann pfeift, ungewöhnlich häufig Sonderberichte gegen Spieler. Kreis-Schiedsrichterwart Hans-Joachim Cremers will sich zum Fall nicht äußern. Er befürchtet in Iavarone „einen guten Schiedsrichter auf lange Sicht zu verlieren“. Denn die Verbandsstatuten sehen nach Angaben von Cremers für Iavarone eine Sperre von 15 Monaten bis zwei Jahren vor.

Pino Iavarone bleibt der Weg zu einem Krefelder Rechtsanwalt wohl nicht erspart.