Interview: „Das Niveau ist sehr hoch“

„Krefeld hat 2007 seinem Ruf als Sportstadt alle Ehre gemacht“, sagt Gregor Micus.

Herr Micus, der KFC Uerdingen, bekanntester Fußball-Verein der Stadt, ist am Tiefpunkt angekommen. Ohne finanzielle Unterstützung von außen ist der Verein sowohl sportlich wie wirtschaftlich erledigt. Geben Sie dem ehemaligen Bundesligisten überhaupt noch eine Chance?

Micus: Politik und Wirtschaft haben alles getan. Wenn noch eine Initiative greifen sollte, dann aber bitte sofort, sonst läuft die Zeit davon. Der Gedanke von Trainer Ristic, eine Begegnung mit Bayern München herzustellen, wäre zum Beispiel so eine Möglichkeit. Der KFC Uerdingen ist ein wichtiger Bestandteil der Krefelder Sportszene. Er hat Tradition, gehörte immerhin 14 Jahre lang zum Bundesliga-Establishment. Gleichwohl fehlt die Akzeptanz in der Stadt. Die Zuschauerresonanz hält sich in Grenzen.

GregorMicus Sport- und Kulturdezernent der Stadt Krefeld

Der Sport in Krefeld hat 2007 schöne, spannende und manchmal auch weniger positive Geschichten geschrieben - wie sieht Ihre Bilanz aus?

Micus: Krefeld hat seinem Ruf als Sportstadt alle Ehre gemacht. In vielen Sportarten ist das Niveau sehr hoch. Wenn ich nur an Wasserball denke. Wo gibt es das sonst noch? Drei Bundesligisten in einer Stadt. Das ist großartig. Als Vorsitzender des Sportausschusses NRW habe ich landesweit gute Einblicke. Deshalb bin ich sicher, dass wir mit unserer Sport-Infrastruktur im Vergleich zu anderen Kommunen ganz oben stehen. Auch im kommenden Jahr wird keine Sportanlage in Krefeld geschlossen.

2011 geht in Deutschland die Fußball-WM der Frauen über die Bühne. Die Stadt Krefeld bemüht sich darum, als Mannschaftsquartier berücksichtigt zu werden. Wie ist der Stand der Dinge?

Micus: Ich hoffe, dass es 2011 endlich klappt. Wir haben die Grotenburg als Trainingsstätte und das Dorint-Country Hotel als Mannschaftsquartier im Paket angeboten. Vielleicht ist ja das Frauen-Länderspiel zwischen Deutschland und Italien 2006 im Grotenburg-Stadion noch in guter Erinnerung geblieben. Die rund 16000 Zuschauer sind bis heute deutscher Rekord im Frauen-Fußball bei Freundschaftsspielen. Die Stimmung war klasse und das Ergebnis auch: Deutschland hat 6:0 gewonnen.

Das Gymnasium Horkesgath hat sich als NRW-Sportschule beworben. Mit welchen Aussichten?

Micus: Das pädagogische Konzept ist hervorragend, ich bin gespannt, ob es sich durchsetzt. Das Angebot könnte kaum besser sein. Zwei Turnhallen, die Bezirkssportanlage, Tennisanlage, die Eishallen. All das kann sich sehen lassen.

Planen Sie, unabhängig davon, ob Horkesgath den Zuschlag erhält oder nicht - das Sportangebot an Krefelder Schulen in Kooperation mit Vereinen auszubauen?

Micus: Durch die vielen Fördertalent-Sichtungsprogramme sind wir eng mit dem Nachwuchs verbunden und müssen zusehen, dass wir die Talente auch wirklich unterstützen.

Sie machen aus Ihrem Faible für Fußball-Zweitliga-Tabellenführer Borussia Mönchengladbach keinen Hehl. Schafft Gladbach den Aufstieg?

Micus: Als Stehplatz-Dauerkartenbesitzer bin ich der Borussia auch in der 2. Liga treu geblieben. Ein Lob muss ich insbesondere der sportlichen Abteilung spenden. Das Tandem Luhukay/Ziege funktioniert. Die kompetente und unaufgeregte Art des Trainers imponiert mir besonders. Ich werde in der kommenden Saison wieder als Fan im Block 18 stehen und freue mich riesig auf Bayern oder Schalke. Ich bin mir sicher: Borussia steigt auf.

Die Sportfördermittel im kommenden Jahr sollen unverändert bleiben. Welche Gelder fließen und welche Maßnahmen können in naher Zukunft in Angriff genommen werden?

Micus: Die Zahlen bleiben in der Tat unverändert. Die Stadt gibt rund 210 000 Euro an den Stadtsportbund und die Vereine in Krefeld weiter. Des Weiteren fließt die obligatorische Sportpauschale. Die wird wie 2007 etwa 600000 Euro betragen. Was besonders auffällig ist: Alle wollen einen Kunstrasenplatz haben. Doch wir müssen natürlich Prioritäten setzen.

Welche Schlagzeile würden Sie 2008 gerne im WZ-Sportteil lesen?

Micus: KFC in Liga vier, die Pinguine in den Play-offs und Gladbach am Ziel seiner Träume. Natürlich wünsche ich darüber hinaus den Olympioniken aus Krefeld in Peking viel Erfolg.