„Tour-Fieber“ am Westwall

Interview: Noch vier Tage: Auch Karl Hans Hilbertz fiebert der 13. Krefelder Nacht entgegen.

Krefeld. Noch vier Tage - dann surren wieder die Räder auf dem Westwall, geht es mit Tempo 55 und noch schneller über den Asphalt, lassen sich zigtausende Radsportfans hautnah vom Rausch der Geschwindigkeit begeistern. Die "Krefelder Nacht" steht unmittelbar bevor - und erstmals in der Geschichte des Klassikers wird sie an einem Samstag über die Bühne gehen. Im Vorfeld der Veranstaltung führte die WZ mit Karl Hans Hilbertz, einem der Organisatoren des Spektakels, das folgende Gespräch.

Wer sind die Stars bei der SWK-Classic?

Karl Hans Hilbertz: Ganz sicher sind das die sechs Teilnehmer der 95. Tour de France. Allen voran Marcus Burghardt. Er hat die 18. Etappe von Bourg d’Oisans nach St. Etienne gewonnen und wird in Krefeld sicher eine gute Rolle spielen. Leider hat Markus Fothen kurzfristig abgesagt, aber auch sonst kann sich das Hauptfeld mit mehr als 60Fahrern sehen lassen.

Was ist mit Jens Voigt?

Hilbertz: Wir hätten natürlich liebend gerne einen Jens Voigt oder Gerald Ciolek dabei gehabt. Aber sie vertreten die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen. Auch Markus Eichler und Linus Gerdemann sind interessante Typen. Die wiederum haben sich für andere Rennen entschieden.

Was unternehmen Sie, um den Westwall am Samstag zur dopingfreien Zone zu erklären?

Hilbertz: Der Verdacht fährt immer mit und wir können natürlich nicht die Hand ins Feuer legen für die Sportler, die wir engagiert haben. Aber wir sind schon sehr kritisch mit dem Thema umgegangen, haben unsere Auswahl nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Klar ist, dass es schwierig ist, das Vertrauen wieder zurückzugewinnen und enttäuschte Fans wieder auf die richtige Seite zu ziehen. Das muss unser aller Ziel sein. Leider hat es auch bei der 95. Tour de France wieder ein paar Unverbesserliche gegeben, die das Bild getrübt haben, aber unterm Strich herrschte doch ein großer Enthusiasmus. Und den wollen wir nun am kommenden Samstag rund um den Westwall spüren.

Was versprechen Sie sich davon, von Freitag auf den Samstag ausgewichen zu sein?

Hilbertz: Es gab ja immer Probleme mit den Marktbeschickern. Bis 14 Uhr waren uns die Hände gebunden, dann mussten wir im Eiltempo die Veranstaltung vorbereiten. Das war immer ganz schön knapp. Jetzt bin ich froh, dass es mit dem Samstag geklappt hat. Ich erwarte mehr als 20 000 Zuschauer und bin optimistisch, dass auf der Strecke eine tolle Stimmung herrschen wird. Wir haben jedenfalls im Vorfeld alles getan, um den Radsportfans vom Niederrhein sauberen Sport präsentieren zu können.

Krefeld ist eine Hochburg im Radsport und Hennes Junkermann eine Legende. Lothar Claesges gewann sogar die Goldmedaille in Tokio 1964. Zwei von etlichen Krefelder Radsport-Größen, die einen wohlklingenden Namen haben. Wie ist es um den Radsport-Nachwuchs in der Seidenstadt anno 2008 bestellt?

Hilbertz: Staubwolke Fischeln macht seit Jahr und Tag eine sehr gute Jugendarbeit, aber auch beim Krefelder Kanu-Klub gibt es ein paar vielversprechende Talente. Und wir von Rheintreu Krefeld sind glücklich darüber, dass wir in Sebastian Flaskamp einen Klassefahrer und super Kapitän in unseren Reihen haben. Ich denke, dass wir nicht unzufrieden sein dürfen. Und im Übrigen habe ich die Hoffnung nicht verloren, dass Tim Klessa sein begnadetes Talent doch noch einmal voll ausschöpft. Vielleicht sorgt er ja am Samstag für eine Überraschung.

Wie sehen Sie die Radsport-Meetings in Krefeld in den kommenden Jahren?

Hilbertz: Ich weiß nicht, was die Sparkasse mit ihrem Rennen vorhat. Das ist ja bereits voriges Jahr ausgefallen. Wir von Rheintreu Krefeld wollen jedenfalls gemeinsam mit der SWK als Hauptsponsor die Tradition der Krefelder Nacht fortsetzen. Immer wieder samstags.